Porträt: Robert Habeck - Hoffnungsträger der Grünen
Es ist diese hanseatische Gelassenheit, die Habeck den Ruf eines grünen Hoffnungsträgers einbrachte. Bei der Urwahl der Grünen unterlag Habeck seinem deutlich prominenteren Mitbewerber Cem Özdemir. Kommt er nun auf anderen Wegen in die Bundespolitik?
Berlin. Robert Habeck (48, Grüne) klingt nicht gerade enthusiastisch, wenn er an eine Jamaika-Koalition auf Bundesebene denkt: „Es gibt keine Garantie, dass es am Ende funktionieren wird“, sinnierte Schleswig-Holsteins Umweltminister äußerst verhalten über das Wagnis eines schwarz-gelb-grünen Bündnisses in Berlin. Die Union habe eine schwere Niederlage erlitten, seine Partei gehe dagegen gestärkt aus der Wahl hervor. „Und das geht nicht ohne Weiteres zusammen.“
Dass die Reise nach Jamaika in der Politik alles andere als ein Luxusurlaub, sondern vielmehr ein entbehrungsreiches Survival-Camp für alle Beteiligten sein kann, weiß der 48-jährige Norddeutsche aus eigener Erfahrung. Schon in den Wochen vor der Bundestagswahl, als sich in den Umfragen abzeichnete, dass es in Berlin auf eine Jamaika- Koalition hinauslaufen könnte, blickten aufmerksame Beobachter nach Kiel, wo ein eben solches Bündnis als Vorbild für die Regierungsbildung auf Bundesebene gehandelt wird.
Blindem Aktionismus erteilte Habeck derweil eine Absage: Die Grünen müssten „ernsthaft und seriös versuchen, eine Regierung herzustellen bei dieser Ausgangslage“. Seine Partei müsse nicht um jeden Preis mitregieren. Die größten Herausforderungen lägen in der Sozialpolitik sowie in der Europa- und Finanzpolitik.
Es ist diese hanseatische Gelassenheit, die Habeck den Ruf eines grünen Hoffnungsträgers einbrachte. Als es bei der Urwahl der Grünen galt, den Platz an der Seite von Spitzenkandidatin Katrin Göring- Eckardt zu besetzen, unterlag Habeck seinem deutlich prominenteren Mitbewerber Cem Özdemir.
Kommt er nun auf anderen Wegen in die Bundespolitik? In Interviews versichert Habeck stets, dass er sich in seiner Position als Landesminister in Schleswig-Holstein keineswegs langweile. Kurs auf Berlin nimmt der promovierte Philosoph also offenbar nicht. Seine Parteigenossen mahnte er im Hinblick auf schwarz-gelbgrüne Gedankenspiele zur Besonnenheit und appellierte an die Grünen, bei den Koalitionsverhandlungen eine harte Position einzunehmen: „Man kann auch mit dem Rücken zur Wand selbstbewusst und stark verhandeln. Man muss nur bereit sein, bei sich selbst zu bleiben und jederzeit den Tisch zu verlassen.“ dpa/KDow