Kabul: Eine Konferenz mit Symbolwert
Von der internationalen Gemeinschaft wird es keine neuen Hilfszusagen geben.
Kabul. In Kabul ist der Ausnahmezustand Normalität. In kaum einer anderen Stadt der Welt ist die Präsenz von Soldaten und Polizisten so massiv und die Zahl der mit Mauern und Betonsperren geschützten Gebäude so hoch. Jetzt wurden die Sicherheitsvorkehrungen in der afghanischen Hauptstadt noch einmal erweitert. Denn am Dienstag findet die größte internationale Konferenz in Kabul seit einem halben Jahrhundert statt. Delegationen aus 70Ländern werden erwartet. Präsident Hamid Karsai empfängt neben 40Außenministern - darunter Guido Westerwelle - auch UN- und Nato-Vertreter.
Ganz in der Nähe der Straße, über die die Delegationen in gepanzerten Fahrzeugen vom Flughafen zum Außenministerium rollen werden, riss am Sonntag ein Selbstmordattentäter mindestens drei Afghanen mit sich in den Tod. Der Vorfall erinnert an die letzte größere Konferenz in Kabul, die sogenannte Friedens-Dschirga Anfang Juni, an der 1600 Delegierte aus ganz Afghanistan teilnahmen. Die Eröffnung des Treffens wurde von den Taliban mit Anschlägen torpediert.
Das Treffen am Dienstag soll deshalb vor allem ein Signal geben, dass die afghanische Regierung in der Lage ist, die Sicherheit im eigenen Land zu gewährleisten. Im Kontrast zur starken Symbolik der Konferenz stehen relativ geringe inhaltliche Erwartungen.
Angeknüpft werden soll an die letzte große Afghanistan-Konferenz in London. In der britischen Hauptstadt hatte die internationale Gemeinschaft im Januar eine massive Aufstockung ihrer Hilfen zugesagt. Im Gegenzug versprach die afghanische Regierung, ihre Anstrengungen für eine bessere Regierungsführung, mehr Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Reduzierung des Drogenanbaus zu verstärken.
Neue Hilfszusagen wird es am Dienstag nicht geben, und der Druck auf die Regierung, ihre Anstrengungen zu verstärken, wird erhöht. Wichtiges Thema wird ein Reintegrationsprogramm für Taliban-Mitläufer sein, das in London auf den Weg gebracht wurde.
Diplomaten warnen aber vor zu hohen Erwartungen. "Diese Konferenz allein wird unser Problem nicht lösen", sagt der deutsche Afghanistan-Beauftragte Michael Steiner. "Entscheidend ist nicht, was während der Konferenz passiert, sondern entscheidend ist, was danach passiert."