Kinderkrankheiten Nach der Pandemie droht ein Nachholeffekt bei Kinderkrankheiten
DÜSSELDORF · Die Corona-Pandemie, das mag auf den ersten Blick überraschen, hatte auch positive gesundheitliche Auswirkungen. Die Abstands- und Hygieneregeln hatten zur Folge, dass klassische Kinderkrankheiten während jener Jahre erheblich seltener auftraten.
Das belegt der aktuelle Arztreport der Barmer, der sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit Kindergesundheit befasst. Der Report basiert auf Daten der rund neun Millionen Versicherten der Barmer bundesweit (In Nordrhein-Westfalen hat die Krankenkasse 2,2 Millionen Versicherte).
Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Krankenkasse in NRW, weist aber auf die Kehrseite der positiven Nachricht zurückgegangener Scharlach-Zahlen hin. Nämlich, dass etwa durch das Ausbleiben der Scharlach-Wellen „nun ein massiver Nachholeffekt droht“. Die aktuellen Aussagen und Erfahrungen der Kinderärzte wiesen darauf hin, dass die Kinder bereits unter diesen massiven Infektionswellen litten. Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen bei Kindern. Im Vergleich zur Vor-Pandemie waren die Zahlen laut Barmer in NRW von 58.300 im Jahr 2019 auf 6400 Fälle im Jahr 2021 gesunken.
Für Beckmann ist es wichtig, Lehren aus dieser Entwicklung zu ziehen. Für künftige Entwicklungen brauche es evidenzbasierte Konzepte, die als eine Art Blaupause dienen können. Auch müsse untersucht werden, inwiefern die Verschiebung der Infektionswellen den Verlauf von Scharlach-Erkrankungen beeinflusst bzw. sogar verschlimmert habe.
Überdies müsse es eine Analyse eines gegenläufigen Phänomens geben: dass nämlich die sogenannte Hand-Fuß-Mund-Krankheit im Pandemiejahr 2021 sogar die häufigste Kinderkrankheit überhaupt gewesen sei. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird durch Viren ausgelöst und geht mit einem Ausschlag im Mund sowie an den Handflächen und Fußsohlen einher. Gesäß, Genitalbereich, Knie oder Ellenbogen können auch betroffen sein. Studien in diesem Bereich seien auch deshalb besonders relevant, weil Kinder sich mehrfach anstecken können und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit auch an Erwachsene übertragen kann, so Beckmann.
Mit Blick auf Windpocken zeigt der Arztreport der Barmer einen besonders starken Rückgang in den vergangenen Jahren. Vor allem wegen der seit 2004 geltenden Impfempfehlung sei die Krankheit inzwischen eher selten. Seit dem Jahr 2005, in um 95 Prozent gefallen. Barmer-Chef Heiner Beckmann betont die Wichtigkeit der Impfung: „Da eine durchgemachte Windpocken-Erkrankung auch für eine Gürtelrose bei Erwachsenen verantwortlich sein kann, wird somit auch diese nicht ungefährliche Folgeerkrankung durch die Schutzimpfung ausgebremst.“