Friedensdemonstrationen aus allen Richtungen Das falsche Gesicht

Frieden schaffen ohne Waffen“ - das war im Bonner Hofgarten vor ziemlich genau 40 Jahren der Wahlspruch der Friedensdemonstranten, die sich seinerzeit mit Menschenketten gegen den Nato-Doppelbeschluss wandten.

BMS - Redakteur Stefan Vetter in Berlin am 10.03.2015. [foto : k r o h n f o t o . d e k r o h n f o t o . d e Mathias Krohn Reichsstrasse 46 14052 B E R L I N Tel : 030 - 887 293 86 Fax : 030 - 887 273 87 Handy : 0175 - 7223000 Mail : mathias.krohn@t-online.de Bank : SANTANDER Blz : 50033300 Kto : 260 857 1601 BIC : SCFBDE33XXX IBAN : DE18500333002608571601 Finanzamt B E R L I N/W I L M E R S D O R F Steuernummer : 13 / 404 / 60687 7%Mwst.]

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Der beendete die Entspannungsphase des Kalten Krieges und legitimierte die Aufstellung neuer amerikanischer atomarer Raketen und Marschflugkörper in Westeuropa. Sollten mehr und sichtbare Waffen tatsächlich am Ende verhindern, den Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion zu verhindern? Nein, sagten sich mehr als 650 000 in Bonn und mehr als eine Million Menschen bundesweit: „Frieden schaffen ohne Waffen.“ Die Gründe für eine Entspannung waren Jahre später unter Gorbatschow vielfältiger als die gewaltige militärische Drohgebärde. Aber sicher ist: Schon damals spaltete die Frage des Nato-Doppelbeschlusses die Nation.

Jetzt demonstrieren wieder zahlreiche Menschen. Für oder gegen Aufrüstung. Natürlich ist die Situation eine andere als 1983, weil es 2023 um die Unterstützung der Ukraine in einem laufenden Krieg gegen den Aggressor Russland geht. Aber wieder ist eine bewegte Nation gespalten. Sie beweist damit, dass die Fragen nach Waffen, Krieg und Frieden niemals einfache Antworten produzieren können. Die haben nicht jene, die Waffenlieferungen einstellen und Friedensverhandlungen so erzwingen wollen. Und auch nicht die, die mit immer mehr Waffen an die Ukraine eine Situation schaffen wollen, in der es zu nennenswerten Friedensverhandlungen überhaupt erst kommen kann. Dass sich beide Haltungen in diesen Tagen ziemlich feindselig gegenüberstehen, ist der gesellschaftliche Reflex, der spätestens seit der Flüchtlingsdebatte 2015 in diesem Land themenübergreifend schon so oft funktioniert hat. Und es liegt auch an den Protagonisten: Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht garniert eine Haltung, die man grundsätzlich sicher haben darf, mit einer kühlen Ignoranz für den Angegriffenen. Schade, dass sie damit einem ernsthaften gesellschaftlichen Dissens hierzulande das falsche Gesicht gibt. Und mindestens der Ukraine niemals gerecht wird.