Kopfloser Abzug

Schwere Gefechte im Botschaftsviertel über 18 Stunden mit rund 50 Toten — diese Fakten sprechen eigentlich für sich. Die abwiegelnden Reaktionen aus Berlin wirken da schon seltsam. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier alles getan werden soll, um den Abzug der internationalen Truppen nicht als das erscheinen zu lassen, was er ist: überstürzt und kopflos.

Es deutet viel darauf hin, dass die in Afghanistan engagierten Staaten ein Land am Rande eines Bürgerkriegs hinterlassen werden, eine Terror-Brutstätte. Dann wäre das Land bald wieder da angekommen, wo es zu Beginn des Einsatzes stand. Wenn das Engagement am Hindukusch einen Sinn gehabt haben soll, muss der Westen mit Nachdruck an einer politischen Perspektive für die Zeit nach dem Abzug mitarbeiten. Solange es die nicht gibt, ist ein Komplettabzug verfrüht.