Architekten träumen von einem Regierungsviertel am Rhein

Die Ministerien sollen in neuen, schicken Gebäuden rund um den Landtag untergebracht werden. Doch bisher steht nur ein Umzug fest.

Düsseldorf. In die seit Jahren schwelende Diskussion um ein Regierungsviertel rund um den Düsseldorfer Landtag ist neue Bewegung gekommen: Die Architektenkammer NRW fordert nun einen offenen, internationalen städtebaulichen Wettbewerb. Ob es diese große Lösung geben wird, ist derzeit offen. Doch eine kleine zeichnet sich ab. Das Innenministerium prüft derzeit den Umzug ins benachbarte Vodafone-Gebäude am Rheinufer. Geht alles gut, könnte er schon im kommenden Jahr über die Bühne gehen.

Vodafone baut gerade jenseits des Rheins einen riesigen neuen Gebäudekomplex, hat den Noch-Firmensitz längst an den landeseigenen Immobilienbetrieb BLB verkauft — angeblich für rund 200 Millionen Euro. „Der BLB hat uns nun aufgefordert zu prüfen, ob wir dort genug Platz haben und auch die Sicherheitsbestimmungen dort zu erfüllen sind“, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums.

Das wäre eine im wahrsten Sinne des Wortes naheliegende Lösung. Denn das Ministerium liegt vis à vis, das Gebäude ist zwar noch nicht alt, dafür aber marode. Die rund 800 Mitarbeiter leisten ihren Dienst in einem hochgradig asbestverseuchten Haus, das zudem die aktuellen Brandschutzbestimmungen nicht erfüllt.

Der Standort freilich ist Premiumklasse, die Lage weckt schon seit Jahren Begehrlichkeiten auch bei den Planern der Landeshauptstadt, die dort von einer Spitzenimmobilie als Arrondierung der Königsallee und des Graf-Adolf-Platzes träumen.

Doch mit diesem Umzug wäre das Projekt Regierungsviertel nicht abgeschlossen, geht es nach den Visionen der Architektenkammer. Denn sowohl das Finanzministerium mit seinen mehr als 500 Mitarbeitern wie auch das Umweltministerium mit den 430 Leuten liegen weit von der eigentlichen Machtzentrale entfernt. Zwar absolviert Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) die rund fünf Kilometer Entfernung zwischen Dienstsitz im Stadtteil Derendorf und dem Landtag mit dem Rad in rund einer Viertelstunde, doch liegt das Haus gleichwohl weit ab vom Schuss. Gleiches gilt für das Finanzministerium.

Für das Umweltministerium gab es vor rund zehn Jahren ehrgeizige Pläne, der damalige Bauminister Michael Vesper (Grüne) wollte seiner Parteifreundin, Umweltministerin Bärbel Höhn, einen neuen Amtssitz spendieren — auf dem Grundstück des noch abzureißenden Innenministeriums. Doch der stadtbildprägende Komplex, der schnell den schönen Namen „Höhn-Tower“ bekam, blieb wegen der immensen Kosten im Ideenstatus stecken.

Für die Architekten ist nun die Zeit reif für eine neue Runde des Planens. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept, einen großen Wurf, der eine wichtige Weichenstellung für die städtebauliche Entwicklung der Landeshauptstadt darstellt“, fordert Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer. Ausdrücklich hat er dabei die „internationale Aufmerksamkeit“ im Blick und erwartet ein „Signal für die Baukultur in NRW“.