CDU stellt Bundestagskandidaten auf Haldenwang setzt sich gegen Altunok durch – auch Hardt nominiert

Update | Wuppertal · Haldenwang erhält in Wahlkreis Wuppertal I 72 Prozent Zustimmung, Hardt im Wahlkreis Remscheid - Solingen - Wuppertal II 95 Prozent

Die Stellvertretende Kreisvorsitzende Derya Altunok und der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang warten bei der Wahl des CDU-Direktkandidaten für den Bundestag für den Wahlkreis Wuppertal I auf das Ergebnis.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Am Ende ruft Thomas Haldenwang in den Großraum der Bergischen Eventlocation in Vohwinkel mit demonstrativer Überzeugung: „Sehr gern!“ Gerade war der ehemalige Verfassungsschutzpräsident gefragt worden, ob er die Wahl annehme, für die CDU im Wahlkreis Wuppertal I in die Bundestagswahl zu gehen. 82 von 114 Stimmen der Mitglieder waren auf den 64 Jahre alten Wuppertaler entfallen, 32 auf seine Gegnerin Derya Altunok. 72 Prozent Zustimmung. Haldenwang hält das angesichts des Gegenwindes, der ihm medial und teils auch innerparteilich national ins Gesicht wehte ob seiner schnellen Bundestagskandidatur, offenbar für akzeptabel. Stunden zuvor war Jürgen Hardt im Wahlkreis Solingen-Remscheid-Wuppertal II für die CDU mit 95 Prozent Zustimmung bedacht worden – gleichwohl ohne jeden Konkurrenten.

„Es war ein spannender Wahlkampf innerhalb der Partei mit ungewissem Ausgang“, sagt er der WZ. Gegenkandidatin Altunok, stellvertretende CDU-Vorsitzende und Chefin der Wuppertaler Frauen-Union, hatte für mächtig Wirbel gesorgt. Weil ihre Kandidatur-Genese etwas „ungewöhnlich“ war, wie Haldenwang das in Vohwinkel abseits des Protokolls bezeichnet.

Zuerst war die 35-Jährige als Kandidatin von CDU-Parteichef Johannes Slawig auserkoren und dann zum Rückzug gebeten worden, als Haldenwangs mögliche Bundestags-Lust Formen annahm und innerparteilich favorisiert worden war. Altunok stellte sich dem, nominierte Haldenwang im Parteivorstand wortreich mit, um dann Tage später doch selbst zu kandidieren – offenbar ermutigt unter anderem von Serap Güler aus dem CDU-Bundesvorstand. In Vohwinkel wird diese ganze Geschichte allenfalls mitgedacht. In den Reden der Kandidaten kommt sie nicht vor. Beide bleiben bei sich, bei Deutschlands Krise. Später sagt Altunok der WZ, dass sie die Kandidatur nicht bereue. „Wir haben hier Demokratie gelebt, wir beide gehen nicht geschädigt aus dieser Wahl“, sagt sie. „Wir haben gesagt, dass wir uns danach gegenseitig unterstützen. Und das mache ich jetzt auch.“ Altunok soll einen Listenplatz für die Bundestagswahl bekommen, vorgeschlagen ist sie vom CDU-Landesvorstand für Platz 58 von 62, wie die WZ erfuhr.

Sie hat an diesem Tag in Wort und Ton eine engagierte Rede gehalten, Deutschlands Krisen analysiert und daraus abgeleitet. Haldenwang hingegen legt ohne Manuskript einen Schwerpunkt auf seine Wuppertaler Herkunft („Sohn eines evangelischen Barmers und einer katholischen Frau aus Elberfeld und dem Problem auf den Dönberg ausgewichen“), seine beruflichen Erfahrungen und auf die Frage, warum er der bessere Kandidat sei. In Wuppertal bleibt nicht viel hängen von der Kritik am Verfassungsschutzchef, sein Kampf gegen die AfD sei nun erwiesen politisch motiviert gewesen. Haldenwang hatte dem entgegengesetzt, diese Sicht „springe über das Stöckchen der AfD“. Am Samstagmittag will er von all diesen Gefechten, die ihn genervt, aber nicht aus der Ruhe gebracht haben, nichts mehr wissen. Er sagt: „Ich trete jetzt gegen Helge Lindh an und werde ihn schlagen.“ SPD-Politiker Lindh hatte den Wahlkreis Wuppertal I zuletzt zweimal für sich entschieden. Das will Haldenwang ändern. Genau das wäre der Coup, auf den CDU-Chef Slawig setzt. Altunok wäre ein erster Aufschlag für ein politisches Talent gewesen. In Haldenwang sieht man das Gewicht durch Prominenz, durch Kontakte. Slawig wirkt an diesem Tag angespannt. Am Ende atmet der CDU-Chef auf. Wäre sein personelles Schachspiel verloren gegangen – er hätte selbst im Mittelpunkt der Kritik gestanden. Nun sagt Slawig: „Wir brauchen jetzt eine engagierte und geschlossene CDU.“

Für den erfahrenen Jürgen Hardt war seine Kandidatur ein Selbstgänger. Kein Gegenkandidat in Sicht. Der erfahrene Außenpolitiker zeigt sich zuversichtlich, seinen Wahlkreis bei den Bundestagswahlen „dieses Mal wieder direkt zu gewinnen“. Zuletzt war er dem SPD-Kandidaten Ingo Schäfer unterlegen, der Zweikampf erfährt nun eine Neuauflage.

Zudem sagt Hardt, der über das nicht eingelöste Versprechen der Bundesregierung zum kommunalen Altschuldenfonds und den „Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft“ und auch über die großen Gefahren „Russland und Iran“ spricht: „Geben Sie Friedrich Merz ihr Vertrauen: Er wird ein guter Bundeskanzler sein, dafür lohnt es sich zu kämpfen.“ 92 Ja-Stimmen erhält Hardt, fünfmal Nein, zwei Enthaltungen.