Ascheberg soll erste Gemeinschaftsschule erhalten

Bereits wenige Wochen nach Amtsantritt will die rot-grüne NRW-Regierung eines ihrer wichtigsten Projekte auf den Weg bringen: Die Gemeinschaftsschule. Der Antrag auf Genehmigung der ersten Schule dieser Art kommt von einer Gemeinde mit CDU-Bürgermeister.

Düsseldorf. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will im münsterländischen Ascheberg die landesweit erste Gemeinschaftsschule genehmigen. Ein entsprechender Antrag der Gemeinde werde derzeit geprüft, teilte das Schulministerium am Freitag in Düsseldorf mit.

"Wir gehen davon aus, dass er im Herbst genehmigt wird", sagte Aschebergs Bürgermeister Bert Risthaus (CDU). Bereits 2011 solle die sogenannte Profilschule eröffnet werden. Sie werde "eine größere Durchlässigkeit" zwischen den einzelnen Schulformen ermöglichen.

In Ascheberg gibt es bislang eine Haupt- und eine Realschule.Die Profilschule werde auch gymnasiale Standards anbieten, sagte Risthaus. Von der fünften bis zur zehnten Klasse könnten Schüler dort gemeinsam lernen. Geplant sind "begabungsgerechte Profilangebote". Danach ist der Wechsel an ein Gymnasium in der Region möglich.

Da es in Ascheberg selbst kein Gymnasium gibt, soll die Gemeinschaftsschule auch die Abwanderung von Kindern an andere Schulen der Sekundarstufe I verhindern.Die Gemeinde hatte die neue Schulform bereits im Oktober 2009 beim Schulministerium beantragt. Die alte schwarz-gelbe Landesregierung lehnte den Antrag damals ab.

Löhrmann sagte, sie sei von dem Ascheberger Konzept "sehr beeindruckt". Es entspreche in großen Teilen den im rot-grünen Koalitionsvertrag formulierten Zielen. Nur bei einigen Formalien müsse die Gemeinde noch nachsteuern. So müssten die Auswirkungen auf die Nachbargemeinden näher dargelegt und ein Kooperationspartner für die Oberstufe gefunden werden.

"Der Antrag dürfte bald genehmigt werden können", sagte die Ministerin.Die Auswirkungen auf Gymnasien in der Region werden derzeit geprüft, sagte Risthaus. Der Bürgermeister sieht darin aber keine Probleme. "Die Ascheberger Schüler besuchen sehr viele verschiedene Gymnasien." Für einzelne Schulen würde das Konzept daher kaum Verluste bedeuten.

Der schulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Sternberg, kritisierte das Vorhaben als "Herumexperimentieren an einer gewachsenen und gelebten Schullandschaft". Es gefährde "bewährte Strukturen in Ascheberg" und die Schulen im Umland. Löhrmann wolle ihre Schulpolitik "offenbar ohne Beschluss des Landesparlaments" durchsetzen.

FDP-Schulexpertin Ingrid Pieper-von Heiden sagte: "Nur um die ideologischen Hirngespinste des rot-grünen Koalitionsvertrages schnellstmöglich an einem Beispiel zu erfüllen, soll die Einheitsschule mit ungeklärten Standards auf Biegen und Brechen auf den Weg gebracht werden."