Landesvertreterversammlung CDU: 97,4 Prozent für Armin Laschet
2017 will die NRW-CDU zurück an die Regierungsverantwortung und mit Armin Laschet den Ministerpräsidenten stellen. Der will die CDU als die "Nordrhein-Westfalen-Partei“ positionieren.
Mönchengladbach. An der Rennbahn-Zufahrt herrscht Hochbetrieb. Ordner in orangefarbigen Warnwesten regeln den Parkverkehr. Weihnachtsbaum-Verkäufer laden ab, Trödel-Besucher scharen sich um die Glühwein-Stände. Dahinter, wo die Stadt an einer 1440 Meter langen Start- und Landebahn lange vom Anschluss an den internationalen Flugverkehr träumte, geht es ruhiger zu. Im Terminal-Gebäude nutzt die NRW-CDU die sonst verwaisten Check-In-Schalter zur Registrierung ihrer rund 250 Delegierten, die im benachbarten „Hugo Junkers Hangar“ auf einer Landesvertreterversammlung ihren Landesvorsitzenden zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2017 wählen.
„Fertigmachen zum Durchstarten“ hat die CDU die Veranstaltung an der Piste ohne Passagiere überschrieben. Mangels Flugverkehr hört man das Klatschen aus dem Wellblech-Hangar bis auf das Vorfeld, wo eine alte „Tante JU“ 52 geparkt steht. Viel Symbolik, die auch nach hinten losgehen könnte bei der Wahlkampfaufstellung der nordrhein-westfälischen Christdemokraten für die geplante Rückkehr zur Regierung. Aber nicht heute. Mit 97,4 Prozent steht die NRW-CDU geschlossen hinter ihrem Spitzenkandidaten Armin Laschet. Das ist noch einmal eine deutliche Steigerung zu den 93,4 Prozent, die Laschet im Sommer bei seiner Wiederwahl als Landesvorsitzender erreicht hat.
Seitdem war Laschet fast täglich irgendwo im Land unterwegs, hat bei Orts- und Kreisverbänden gesprochen, Unternehmen besichtigt, Vereinigungen und Gruppierungen zugehört. Der Plan ist klar: Die CDU will sich als „die Nordrhein-Westfalen-Partei“ positionieren — und so auch ihre Landesliste verstanden wissen: jung, bunt und weiblich soll das aussehen, die Vielseitigkeit des Landes widerspiegeln. Dabei kommt der Partei zugute, dass etliche Kandidaten aus der Ära Rüttgers nicht mehr antreten, das macht den Umbau leichter. Und Laschet macht es der Partei leicht, indem er sich in ihre Mitte stellt.
In Mönchengladbach tut er das ganz körperlich: Laschet redet nicht vom Podium aus, sondern geht durch die Reihen der Regionalverbände im Saal. Seine Attacken gegen die SPD verortet er an ganz konkreten Beispielen aus dem Land, kennt die Delegierten und örtlichen Parteigrößen mit Namen. Laschet hat zugehört, er hat gearbeitet, er hat Alleingänge unterlassen, er verfolgt vor allem die Themen, die vor Ort wirklich zählen. Am Ende dieser Wanderrede durch den Flugzeug-Hangar stimmen von 232 Delegierten bei einer Enthaltung ganze sechs gegen ihn.
Im Angriffsmodus geht Laschet vor allem auf die Themen der inneren Sicherheit los: Wenn es in Köln 5121, in München aber nur 1100 Einbrüche gebe, liegt das natürlich daran, wie man Polizei aufstelle. Innenminister Ralf Jäger (SPD) habe NRW in ein Land verwandelt, so Laschet unter Bezug auf die jüngsten Vorfälle in Düren, „wo man eine Hundertschaft braucht, um Strafzettel zu verteilen.“ Und: „Wir brauchen dringend einen neuen Start im Innenministerium. Jäger muss weg da“, sagt Laschet unter dem Jubel der Partei.
Und auch gegenüber der Ministerpräsidentin verlässt Laschet zumindest einmal seinen freundlichem Kurs: „Es reicht, Frau Kraft! Gehen Sie hin, hören Sie zu, dann wissen Sie, wie viele Arbeitsplätze gefährdet sind", poltert Laschet und präsentiert Beispiele, die die Behauptung Krafts wiederlegen sollen, an der Landesentwicklungsplanung scheiterten keine Investition.
Bei der geplanten „Hygieneampel“ werde bestraft, wer Listen falsch führe, wogegen Mäuse in der Backstube wohl nicht so schlimm seien. Wald und Wiesen nähmen an Fläche zu, „aber wenn ich Sechzehnter von 16 bin“, so Laschet, „brauche ich Raum für Arbeitsplätze.“ Laschet stimmt seine Partei auf einen harten Wahlkampf ein, sowohl gegen Links als auch gegen Rechts. „Was erlaubt der sich“, teilt Laschet gegen SPD-Landtagsfraktionschef Norbert Römer aus, der behauptet hatte, die CDU sei vom „AfD-Virus“ befallen — während die SPD im Essener Norden einen Fackelzug gegen Flüchtlinge veranstalten wollte.
Der Anspruch der Partei sei, am 14. Mai wieder die Regierung in NRW zu stellen, sagt der Kandidat, und: „Ich will Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen werden.“ 225 von 232 Delegierten im Saal wollen das auch. Das ist eine kleine Sensation für einen Kandidaten, den angeblich in der eigenen Partei nur 40 Prozent direkt als Ministerpräsidenten wählen würden, wenn sie könnten. Laschet hat zum Durchstarten jetzt Rückenwind.