Debakel der NRW-CDU — eine Partei steht unter Schock

Begräbnisstimmung und eine Frage: Wer folgt auf Röttgen?

Düsseldorf. Es ist 18.10 Uhr, als Norbert Röttgen vor die fassungslosen CDU-Anhänger tritt. Der Landesvorsitzende wird eskortiert von fast allen Mitgliedern seines Schattenkabinetts, von führenden Parteifunktionären, darunter auch innerparteilichen Konkurrenten. Er wirkt gefasst.

Er sagt, was allen klar ist: Die NRW-CDU hat soeben die härteste Niederlage ihrer Geschichte erlitten. „Das schmerzt. Das ist meine ganz persönliche Niederlage, es war mein ganz persönlicher Wahlkampf.“ Das wiederholt Röttgen drei Mal. Und dann sagt er den Satz des Abends: „Deshalb trete ich vom Amt des Landesvorsitzenden zurück.“

Bereits um 17 Uhr wabert zuvor das Gerücht durch den Landtag: „Röttgen tritt zurück“ lauten die SMS-Botschaften. Zuvor gehen die ersten groben Zahlen ein, die einen Absturz der Union vorhersagen. Alle wissen — jetzt wird in der CDU abgerechnet.

Zu desaströs war die Vorstellung Röttgens im Turbowahlkampf. Er startete schwach und wurde immer schlechter — so empfindet es etwa der CDU-Wirtschaftspolitiker Hartmut Schauerte. „Das ist seine ganz persönliche Niederlage.“ Wolfgang Schulhoff, CDU-Urgestein aus Düsseldorf, sieht es ähnlich. „Das Lavieren Röttgens, als er sich nicht zwischen Berlin und Düsseldorf entscheiden konnte, war der Anfang vom Ende.“

Die CDU ist sicherlich die NRW-Partei mit der schönsten Zentrale. An der noblen Wasserstraße besitzt die Partei gleich zwei repräsentative Gebäude. Am Sonntag herrscht dort Begräbnisstimmung, nur der Streuselkuchen fehlt.

Die wenigen CDU-Granden, die sich zeigen, stecken die Köpfe zusammen. Wer soll auf Röttgen folgen? Bereits heute sollen erste Weichen gestellt werden, im Juni ein Landesparteitag entscheiden. Die ersten Namen kursieren: Armin Laschet wäre ein logischer Nachfolger, war er doch Röttgen im Duell um den Landesvorsitz nur knapp unterlegen. Eine andere Variante: Hermann Gröhe, der CDU-Generalsekretär aus Neuss, übernimmt kommissarisch, bis die Niederlage aufgearbeitet ist.

Wer auch immer es wird: Er oder sie übernimmt ein schweres Erbe. Gegenüber dem Wahlsieg 2005 hat die NRW-CDU mehr als ein Drittel der Wähler verloren.