Fast 99 000 Unterschriften gegen G 8 Eltern kämpfen gegen „Turbo-Abitur“ - Ministerium feilt an Entlastung

Das „Turbo-Abitur“ bleibt ein Dauerbrenner. Mit einem „Runden Tisch“ konnte NRW-Schulministerin Löhrmann die Gegner nicht stoppen. Fast 100 000 Bürger stehen hinter ihnen. Jetzt drohen sie mit einem Bürgerbegehren.

„G9 jetzt“ hat fast 99 000 amtlich geprüfte Protest-Unterschriften gegen das achtjährige Gymnasium (G8) gesammelt.

Foto: Armin Weigel

Düsseldorf (dpa). Die Gegner der Schulzeitverkürzung kämpfen weiter gegen das „Turbo-Abitur“ in Nordrhein-Westfalen. Am Montag übergab die Bürgerinitiative „G9 jetzt“ im Düsseldorfer Landtag fast 99 000 amtlich geprüfte Protest-Unterschriften gegen das achtjährige Gymnasium (G8).

Die erfolgreiche Volksinitiative zwingt den Landtag damit, sich innerhalb von sechs Monaten mit der Forderung zu beschäftigen, zu 13 Jahren Regelschulzeit bis zum Abitur zurückzukehren. Das Parlament muss dem allerdings nicht zustimmen. Falls es zur erwarteten Ablehnung kommt, will die Initiative versuchen, mindestens 1,1 Millionen Unterschriften für ein Volksbegehren zu sammeln. „Wir machen es, wenn die Politiker keine Vernunft zeigen“, kündigte der Sprecher der Initiative, Marcus Hohenstein, an. Ein Volksbegehren hat noch niemand in der Landesgeschichte zum Erfolg geführt.

Das Schulministerium arbeitet unterdessen an verbindlichen Entlastungen für die Schüler. Zum neuen Schuljahr sollen geänderte Erlasse und Verordnungen greifen. Dabei gehe es vor allem um eine Begrenzung der Hausaufgaben, des Nachmittagsunterrichts und der Anzahl der Klassenarbeiten pro Woche, sagte eine Sprecherin.

Der Verein „Mehr Demokratie“ kritisierte, das Verfahren sei zu aufwendig. In NRW müssen die Gemeindeverwaltungen die Unterschriften prüfen. In Thüringen übernehme das Innenministerium diese Aufgabe zentral, teilte „Mehr Demokratie“ mit.

Tatsächlich seien über 112 000 Unterschriften zusammengekommen, sagte Hohenstein. Mehr als 20 Kommunen hätten sich aber geweigert, Unterschriften auf Kopien zu prüfen. Deswegen hätten dem Landtag nicht alle Listen vorgelegt werden können.

Hohenstein warf Schulministerin Sylvia Löhrmann vor (Grüne) vor, nicht die Interessen des Volkes zu vertreten. Mit ihrem „Runden Tisch“ von Schul- und Verbandsfunktionären habe sie im vergangenen Jahr nur Aktionismus und Konsens inszeniert, „um Ruhe an der Schulfront zu bekommen“. Die Piratenfraktion teilt die Kritik.

Die CDU-Opposition forderte Löhrmann auf, die Verbesserungsvorschläge vom „Runden Tisch“ endlich an jedem der über 600 G8-Gymnasien umzusetzen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) will nicht zurück zu G9, forderte aber, statt der Mittelstufe die Oberstufe zu verkürzen.