Analyse „Sprachkurse auch für Asylbewerber“

FDP und Pro Asyl wollen, dass auf eine Willkommenskultur gesetzt wird und nicht auf Abschreckung der Flüchtlinge.

Die NRW-FDP macht sich für Sprachkurse für Asylbewerber stark.

Düsseldorf. Hilfe bei der Unterbringung von Flüchtlingen — das war das wohl drängendste Thema auf dem gestrigen Flüchtlingsgipfel. Und das ist es auch für die Kommunen vor Ort. Doch einen Platz zum Schlafen und genügend Essen bereitzustellen, kann auf Dauer nicht genügen. Beim Landesparteitag der FDP am Samstag in Siegburg soll es auf Antrag der Krefelder Liberalen darum gehen, den Flüchtlingen mehr als nur ein Überleben zu gewährleisten.

Florian Philipp Ott, FDP-Ratsmitglied in Krefeld, weist auf einen Widerspruch hin: „Von Flüchtlingskindern fordern wir berechtigterweise über die Schulpflicht, Deutsch zu lernen. Erwachsenen Asylbewerbern dagegen wird die Chance, unsere Sprache zu erlernen, verweigert.“ Solche restriktive Regelungen setzten „mehr auf Abschreckung als auf Willkommenskultur“.

Dass Integrationskurse nur anerkannten Asylbewerbern, nicht aber Flüchtlingen im Antragsverfahren oder geduldeten Flüchtlingen angeboten werden, sieht auch Tobias Klaus, Sprecher von Pro Asyl, als bewusste politische Entscheidung: „Wenn die Menschen die Sprache lernen, kommen sie schneller hier an und integrieren sich — und dann sind sie schwieriger abzuschieben.“

Dabei sei Teilhabe der Flüchtlinge am gesellschaftlichen Leben, für die die Sprache Voraussetzung ist, für alle Seiten besser. Tobias Klaus: „Man versetze sich in die Situation: Sie sind in einer für Sie völlig fremden Welt, haben den ganzen Tag nichts zu tun, keine sozialen Kontakte — und das womöglich über Jahre, denn so lange kann ein Verfahren mit anschließender Duldung dauern. Da dreht man doch irgendwann durch.“ Für eine solche Desintegration werde dann auch die deutsche Gesellschaft einen höheren Preis zahlen als durch rechtzeitige Integration,

„Sprachkurse light“, wie sie etwa in Bayern entwickelt wurden, seien aber keine echte Alternative, weil diese nur der allereinfachsten Orientierung dienten, aber keine echte Integration förderten.

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration und für den Zugang zum Arbeitsmarkt“, betont auch Florian Ott. Weil sich die Gesellschaft darauf einstellen müsse, dass viele der Flüchtlinge angesichts der vielen Krisen in der Welt sehr lange hier bleiben werden, müsse ihnen mit Sprachkursen geholfen werden. Ott: „Nur so können sie sich aus ihre Leistungsabhängigkeit emanzipieren und das eigene Leben in die eigenen Hände nehmen.“ Die Landesregierung, so der FDP-Antrag solle sich auf Bundesebene für einen entsprechenden Rechtsanspruch einsetzen.

Ganz allein auf dem politischen Feld sind FDP und Pro Asyl mit ihren Vorstößen übrigens nicht mehr: Auch die Landesintegrationsminister verlangten auf ihrer Konferenz Ende März, dass der Bund ein eigenes Sprachkursangebot für Flüchtlinge sicherstellt. Die Teilnahme von Asylsuchenden und Geduldeten an Integrationskursen solle gesetzlich verankert werden.