EU-Referendum in Irland auf Messers Schneide
In jüngsten Umfragen lagen Gegner und Befürworter des neuen EU-Vertrages noch Kopf an Kopf.
Dublin. Die Iren haben am Sonntag über den EU-Reformvertrag von Lissabon und damit über die Zukunft der Europäischen Union abgestimmt.
Erwartet wird ein äußerst knappes Ergebnis, nachdem Befürworter und Gegner in Umfragen nahezu gleichauf gelegen hatten. Ein Nein der Iren würde die EU mit ihren 500 Millionen Einwohnern in eine neue Krise stürzen.
Wegen der nicht nur für Irland "historischen" Bedeutung des Referendums konnten die drei Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme bis 23 Uhr MESZ abgeben. Mit der Auszählung der Stimmen wird am Freitagmorgen um 10 Uhr begonnen.
Alle großen Parteien in Irland hatten zu einem Ja aufgerufen. Er hoffe, dass möglichst viele Menschen wählen gehen, sagte der irische Premier Brian Cowen bei der Stimmabgabe.
Von der Höhe der Beteiligung, die vielerorts zunächst nur schleppend anlief, hing nach Einschätzung der Regierung ab, ob es zu einem Ja reichen würde. Laut Umfragen war die Zahl der Unentschlossenen bis zuletzt hoch.
Den Reformgegnern, die in letzten Umfragen stark zugelegt und zeitweise in Führung gegangen waren, warf Cowen erneut "Verdrehungen" vor.
Der Reformvertrag, der die EU auf eine neue Rechtsgrundlage stellen soll, kann nur in Kraft treten, wenn alle EU-Staaten zugestimmt haben. Bisher haben die Parlamente in 18 Mitgliedsstaaten die Vorlage gebilligt.
Irland ist das einzige der 27 EU-Länder, in dem das Volk direkt darüber entscheiden darf, ob das neue Vertragswerk angenommen wird.
In Irland, das vom EU-Beitritt 1973 enorm profitiert hat, herrscht derzeit verbreitet Unmut.
Beklagt wird ein immer größer werdendes Gefälle zwischen Arm und Reich. Auch die Arbeitslosigkeit stieg zuletzt wieder an.