Kölner Moscheebau stockt

Eigentlich sollte der bundesweit größte Bau dieser Art längst eröffnet sein. Doch der juristische Streit zwischen den Beteiligten droht das Projekt noch weiter zu verzögern.

Köln. Es geht nur noch stockend voran auf der Großbaustelle der Kölner Zentralmoschee. Der türkisch-islamische Bauherr Ditib, der Architekt Paul Böhm und die Baufirma Nuha streiten um Baufehler und viel Geld. Das lähmt den Fortschritt beim größten Moscheekomplex in Deutschland. Die längst geplante Eröffnung lässt weiter auf sich warten.

Rund 80 Prozent des Beton-Glas-Bauwerkes mit zwei 55 Meter hohen Minaretten und einer Kuppel seien fertig, sagt Ditib-Sprecherin Ayse Aydin. Aber der Endspurt gestaltet sich schwierig. Gerade läuft ein Beweissicherungsverfahren an, zudem ein Zivilprozess.

Rückblick: Die Ditib hatte im Oktober 2011 Böhm und den Rohbauer Nuha gefeuert. Der größte islamische Dachverband in Deutschland wirft der Baufirma und dem Architekten mehr als 2000 Baumängel, Verzögerungen und eine Verdoppelung der Kosten auf 34 Millionen Euro vor. Man werde Schadensersatz verlangen, hatte Ditib angekündigt. Nuha und Böhm bestreiten die Vorwürfe. Jetzt soll ein Gutachter Beweise auf der Baustelle in Köln-Ehrenfeld sichern. „Das wird sehr langwierig, anderthalb bis zwei Jahre Minimum“, schätzt Nuha-Anwalt Thomas Jelitte. Solange der Aachener Experte tätig ist, kann nur da gebaut werden, wo es keine Beanstandungen gibt.

„Ich bin bedrückt von der Entwicklung“, sagt Josef Wirges, Bezirksbürgermeister in Ehrenfeld und Mitglied des Moscheebeirats. „Wirklich zurückgeworfen wären wir, wenn das Gericht einen Baustopp verfügen sollte. Das ist meine größte Sorge.“

Bei allem Streit um bautechnische Korrektheit und Millionensummen dürfe man nicht die negative Außenwirkung vergessen, mahnt Wirges. „Die Zentralmoschee hat Symbolkraft für ganz Deutschland. Wir müssen aufpassen, dass nicht am Ende rechten Extremisten in die Hände gespielt wird.“ Rechtsextreme hatten mehrfach gegen den Bau demonstriert.

Architekt Böhm beklagt ausstehende Honorarzahlungen, nennt die Auflistung der Fehler „unlauter“. Die Nuha sieht sich von der Ditib um zwei Millionen Euro Werklohn geprellt und hat einen Zivilprozess angestrengt, der am Freitag fortgesetzt wurde. Auch dieses Verfahren könnte lange dauern.