Land bremst Schulreform aus
Bildung: Westfälische Gemeinden erhalten vom Ministerium keine Erlaubnis für Gemeinschaftsschulen.
Horstmar. In NRW wird es vorerst keine Gemeinschaftsschule geben. Wie die beiden münsterländischen Kommunen Horstmar (Kreis Steinfurt) und Schöppingen (Kreis Borken) gestern mitteilten, wird das Schulministerium ihr Modellprojekt voraussichtlich nicht bewilligen. "Dieser Antrag ist aus schulfachlichen, gesetzlichen und politischen Gründen nicht genehmigungsfähig", sagte der Bürgermeister der Stadt Horstmar, Robert Wenking. Das Modell der beiden CDU-geführten Kommunen sah vor, Schüler von der fünften bis zur siebten Jahrgangsstufe gemeinsam und ab Klasse acht getrennt in Gymnasium, Real- und Hauptschule zu unterrichten.
Hintergrund der Pläne für eine Gemeinschaftsschule waren die sinkenden Schülerzahlen an den beiden Hauptschulen in Horstmar und Schöppingen. Ähnlich wie in anderen ländlichen Regionen droht dort vor allem der Hauptschule wegen rapide sinkender Schülerzahlen das Aus. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat immer wieder betont, dass sie am gegliederten Schulsystem festhält. Vorschläge von SPD und Grünen für eine Gemeinschaftsschule lehnen CDU und FDP als "Einheitsschule" ab. Die FDP wiederum denkt über eine Mittelschule als Option nach. In ihr könnten Haupt-, Real- und Gesamtschulen aufgehen.
Das Ministerium unter Barbara Sommer (CDU) habe den Kommunen zur Lösung dieses Problems einen Alternativvorschlag unterbreitet, sagte Wenking weiter. Demnach sollen in Horstmar künftig Schüler eines Gymnasiums aus dem benachbarten Steinfurt bis zum Eintritt in die Oberstufe unterrichtet werden. Gleichzeitig wird die Hauptschule in Schöppingen in eine Realschule mit Hauptschulzweig umgewandelt. Damit werde es bis Klasse zehn (Sekundarstufe I) alle Schulformen in Schöppingen und Horstmar geben, sagte Wenking. Bereits mit Beginn des nächsten Schuljahres im kommenden Herbst soll dieses Konzept umgesetzt werden.
Der Ausgang war zu erwarten: Eine Gemeinschaftsschule wird es mit dieser Landesregierung nicht geben. Das war wohl auch den CDU-Bürgermeistern im Münsterland klargeworden. Zu tief sind immer noch die ideologischen Gräben. Darunter müssen nun auch die Pragmatiker vor Ort leiden: Schwarz-Gelb ist gegen diese neue Schulform, weil Rot-Grün sie will. Dabei ist mit dem jetzt gefundenen Kompromiss das eigentliche Problem nicht gelöst, sondern lediglich vertagt. Auf dem Land wird bald ein Schulsterben einsetzen. Was für Horstmar und Schöppingen reichen mag, reicht sicherlich nicht fürs ganze Land.