Norbert Röttgen: Von der großen Bühne an die Basis
Der Bundesprofi kämpft in der Provinz.
Düsseldorf. Die Herausforderung ist groß, selbst für einen wie Norbert Röttgen. Der muss sich beruflich mit so gewichtigen Themen wie Klimaerwärmung, Energieeffizienz und vor allem natürlich Atom-Restlaufzeiten herumschlagen.
Das alles glaubt er zu beherrschen - der 45-jährige Jurist gibt auf den Konferenzen dieser Welt immer eine gute Figur ab. Doch Krefeld ist nicht Tokio, Münster nicht Washington: Röttgen kämpft gerade um seine ganz persönliche politische Karriere.
Die Basis soll ihn wählen, ihn also zu ihrem Hoffnungsträger für die kommenden Jahre machen. Die CDU-Basis ist in der Regel alt (wie übrigens bei der SPD auch) und hat von leeren Versprechungen die Nase voll. "Was in Berlin läuft, ist unter aller Kanone", sagt ein rüstiger Rentner, als sich Röttgen und Laschet in Münster vorstellen. "Wir brauchen mehr Vertrauen zwischen Bürger und Politik.
Und hier in NRW will ich einen personellen Neuanfang", hält Röttgen dagegen. Das ähnelt jenen Floskeln, die den Bürgern aus dem Hals hängen. Doch der schmale, gut gekleidete Mann mit den guten Manieren und dem überzeugenden Auftreten darf das sagen: Röttgen, der Weltmann aus Meckenheim, erntet begeisterten Beifall.
Arrogant sei er, opfere seinem persönlichen Fortkommen auch langjährige Freundschaften, schreiben überregionale Blätter. Tatsache ist, dass Röttgen früher mit Armin Laschet, Ronald Pofalla, Herbert Reul und Andreas Krautscheid befreundet war. Laschet tritt nun gegen Röttgen an und wird von den drei anderen unterstützt. Doch der Röttgen dieser Tage wirkt zurückhaltend, er fremdelt mit der ihm neuen Szene der Landespolitik.
So vermeidet er konkrete Aussagen etwa zur künftigen Bildungspolitik der CDU, weicht auch bei Fragen nach Bündnissen aus. Was aus Sicht seiner Gegner seine Hauptschwäche ist, versucht er als Stärke zu verkaufen: Er ist zwar als Politiker weit weg von dem grauen landespolitischen Alltag in Düsseldorf, aber: "In Berlin kann ich mich ganz anders für NRW einsetzen", sagt er. Was er damit sagen will: Ich bin Bundesliga, Laschet Landesliga.
Für Röttgen steht am Sonntag viel auf dem Spiel. Gewinnt er, ist er vielleicht schon die Nummer 2 in der Bundes CDU. Verliert er, ist er nicht mehr erste Liga.