Nordrhein-Westfalen trickst bei neuen Lehrer-Jobs
Das Land schreibt Stellen aus, die gar nicht frei sind.
Düsseldorf. Um einer Abwanderung junger Lehrer in andere Bundesländer entgegenzuwirken, hat das NRW-Schulministerium bereits jetzt 5400 Stellen für das Schuljahr 2009/10 ausgeschrieben. Am Freitag läuft die Bewerbungsfrist für diese Stellen ab. Allerdings scheint das Land dabei einen Trick anzuwenden, der in der freien Wirtschaft längst üblich ist: Es werden Stellen ausgeschrieben, die gar nicht offen sind.
Gegenüber unserer Zeitung bestätigte der Leiter eines Berufskollegs am Niederrhein, dass er angewiesen worden sei, die Stelle eines Versorgungstechnikers auszuschreiben - eine Stelle, die er auch im kommenden Schuljahr nicht besetzen kann, da er keinen zusätzlichen Lehrer einstellen darf, weil er keine freie Lehrerstelle hat.
Das Gleiche berichtet der Leiter eines Gymnasiums, der eine Mathematikstelle ausschreiben musste, die er gar nicht besetzen darf. Um der Gefahr zu entgehen, dass sich jemand genau auf die Stelle bewirbt, die nicht besetzt werden soll, werden Stellen ausgeschrieben, in denen es seit Jahren kaum Bewerber gibt.
Das Schulministerium bestritt gestern gegenüber unserer Zeitung, Scheinstellen auszuschreiben.
Schulleiter sprechen bei diesem Vorgehen von sogenannten Mondscheinstellen. Ausgewählt werden die Schulen, die die Stellen ausschreiben, nach einem rein theoretischen Verteilungsschlüssel. Das Ministerium berechnet, wie viele Lehrer nach einem feststehenden Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern fehlen.
Diese theoretisch freien Lehrerstellen werden dann vom Ministerium an die fünf Regierungsbezirke gemeldet. Die verteilen die Stellen dann auf die Schulen in ihrem Regierungsbezirk - unabhängig davon, ob die Schulen wirklich freie Stellen haben.