NRW-SPD: Hannelore Kraft mit 95,18 Prozent als Vorsitzende wiedergewählt.
Köln. Die nordrhein-westfälische SPD hat Hannelore Kraft am Samstagmittag in Köln mit 95,18 Prozent zum vierten Mal als Parteivorsitzende wiedergewählt. Damit lag die Ministerpräsidentin deutlich hinter den Ergebnissen früherer Wiederwahlen (2012: 99,08 Prozent; 2010: 99,04 Prozent; 2008: 96,61 Prozent) und ihrer ersten Wahl 2007 (95,6 Prozent).
Das Ergebnis zeige klar "wie stark wir sind. Das soll die anderen ruhig nervös machen. Ihr habt mich jetzt weitere zwei Jahre am Hals", sagte Kraft.
Von den 443 Delegierten stimmten 415 für Kraft, 14 gegen sie, sieben enthielten sich der Stimme, sieben Stimmen waren ungültig. Hannelore Kraft hatte die Delegierten des Parteitags im Kölner Staatenhaus an der Deutzer Messe am Vormittag mit einer emotionalen Rede hinter sich gebracht, in der sie teils verletzt bis beleidigt auf die Vorwürfe rund um die "Funkloch-Affäre" reagierte.
Seit Wochen hängt der Ministerpräsidentin nach, dass sie nach einem Unwetter mit Toten und Millionenschäden im Urlaub geblieben und nicht nach Münster gefahren war. Für Kraft, das machte sie den Delegierten deutlich, ist das nichts als reine Bösartigkeit der Opposition. "Es geht gegen mich, aber sie meinen uns", sagte Kraft. Das sei schon vor ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin so gewesen, als sie in Anspielung auf die frühere hessische SPD-Chefin und mögliche rot-rote Bündnisse als "Kraftylanti" verunglimpft worden sei.
Im vergangenen Sommer habe die CDU ihr dann Amtsmüdigkeit und Interesse am Bundespräsialamt angedichtet. Krafts Stimme überschlug sich nahezu, als sie in den Saal rief: "Die wollen bewirken, dass ich mir ein dickes Fell zulege. Das schaffe ich nicht, das will ich auch nicht", so Kraft. Sie werde sich nicht verbiegen und kein "Politiksprech" reden. "Ich stelle mich vorn in den Wind und halte alles aus, weil ich weiß, dass Ihr an meiner Seite seid", rief Kraft.
Spätestens da hatte die Ministerpräsidentin den Parteitag geschlossen hinter sich. Ansonsten wiederholte sie in ihrer lediglich 35 minütigen Rede vor allem bekannte Positionen. Sie bekannte sich zur Schuldenbremse, aber man werde das Land nicht kaputt sparen. Sie geiselte Steuerbetrüger und forderte eine Reform des Länderfinanzausgleichs.
Auch die Durchschlagskraft der NRW-SPD in Berlin solle man nicht unterschätzen. Den Applaus nach ihrer Rede unterbrach Kraft nach etwa einer Minute: "Ich weiß, dass die Medien die Minuten stoppen, aber lässt et sein. Wir wollen hinterher noch Fußball gucken."