Experten diskutieren in Solingen Podiumsdiskussion: Wie Medienlügen aktuelle Politik bestimmen

Im Solinger Kunstmuseum diskutierte WZ-Chefredakteur unter anderem mit dem ZDF-Terrorismus-Experten Elmar Theveßen.

Auf großes Interesse stieß Freitagabend die Diskussion im Solinger Kunstmuseum mit den Journalisten (v. l.) Elmar Theveßen, Horst Kläuser und WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel.

Foto: Uli Preuss

Solingen. Aktueller hätte die Diskussionsveranstaltung im Solinger Museum für verfemte Künste nicht beginnen können. Elmar Theveßen berichtete vom am Freitag ausgestrahlten ZDF-Interview mit Fethullah Gülen. Der in den USA lebende Türke habe darin bestritten, am Putsch am 15. Juli in der Türkei beteiligt gewesen zu sein.

Die Verlage der Westdeutschen Zeitung (WZ), des Solinger Tageblatts und des Remscheider Generalanzeigers hatten zur Diskussion „Medienlügen — gesteuerte Desinformation von Putin bis Erdogan“ ins Museum eingeladen.

Foto: Uli Preuss

Im Gegenteil: Präsident Erdogan habe nur auf eine Gelegenheit gewartet, gegen die Gülen-Bewegung vorzugehen. Theveßen erklärte, dass das ZDF das ganze Material ins Internet gestellt habe, um größte journalistische Transparenz zu schaffen. Dass es genau die nicht immer gibt, war Thema der Veranstaltung.

Die Verlage der Westdeutschen Zeitung (WZ), des Solinger Tageblatts und des Remscheider General-Anzeigers hatten zur Diskussion „Medienlügen — gesteuerte Desinformation von Putin bis Erdogan“ ins Museum eingeladen. Im mit 200 Besuchern voll besetzten Saal führte der Chefredakteur der WZplus-Redaktion, Ulli Tückmantel, durch die Diskussion. Zunächst hatte Tageblatt-Verleger Michael Boll die Gäste begrüßt. Die Veranstaltung habe offensichtlich einen Nerv getroffen. Pressefreiheit sei ein hohes Gut und keine Selbstverständlichkeit. Das gelte erst recht für Russland und die Türkei.

In seinem Einführungsvortrag führte Ulli Tückmantel aus, wie aus der russischen Image-Kampagne des Fernsehsenders Russia Today (RT) über die Jahre eine Propaganda-Fabrik mit dem Ziel der Desinformation nach innen und außen geworden ist. Er verwies zudem auf den Sender RT-Deutsch, der seit 2014 in Deutschland aktiv ist und fast alles von Pegida und AfD verbreitet. 3,5 Millionen Russland-Deutsche erreiche RT-Deutsch. Dann warf er einen Blick auf die Presselandschaft in der Türkei, die auch das Meinungsbild der in Deutschland lebenden Türken präge. 102 Zeitungen und andere Medien wurden nach dem Putsch im Juli geschlossen.

Für den Solinger Landtagsabgeordneten der SPD, Josef Neumann, eine logische Konsequenz aus der Tatsache, dass „freie Medien für Despoten eine enorme Gefahr“ seien. Die Kölner CDU-Landtagsabgeordnete Serap Güler verwies darauf, wie sich diese einseitige Berichterstattung in Deutschland auswirke. Eine der Gülen-Bewegung nahestehende Schule in ihrem Wahlkreis sei schon zwei Tage nach dem Putsch bedroht worden. Eltern seien aufgefordert worden, ihre Kinder von der Schule zu nehmen. Zugleich appellierte sie an die Landesregierung, die Zusammenarbeit mit der der türkischen Organisation Ditib zu überdenken.

WDR-Moderator Horst Kläuser forderte alle dazu auf, mehr an der Demokratie zu arbeiten. Er bezweifelte zugleich, dass in Deutschland noch alle, die von solchen gesteuerten Medien manipuliert werden, über klassische Medien erreicht werden könnten. Dem widersprach Theveßen. TV, Radio und Zeitungen hätten eine hohe Glaubwürdigkeit. Sie müssten all dem verbreiteten „Müll“ echte Fakten gegenüberstellen.