NRW-Gefängnisse Probleme mit Häftlingen: Integrationshelfer fürs Gefängnis sollen gegensteuern
Immer mehr Zwischenfälle mit Nordafrikanern — 46 Beauftragte sollen helfen.
Düsseldorf. Die steigende Zahl Gefangener aus den Maghreb-Staaten führt in den NRW-Gefängnissen zu Problemen — jetzt hat das Justizministerium reagiert: 46 Integrationsbeauftragte helfen in den Anstalten ab sofort Häftlingen dabei, sich in den Alltag hinter Gittern einzufügen.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der Gefangenen aus Algerien, Tunesien, Marokko und Libyen verdoppelt. Dem Ministerium wurden immer öfter Vorfälle gemeldet, bei denen diese sich selbst verletzten oder ihre Zelle beschmutzten, um damit Druck auf die Vollzugsbeamten auszuüben. Aber es habe auch Attacken mit Fäkalien auf die Bediensteten gegeben. „Es sind Ausnahmen, aber es kommt vor“, sagt Ministeriumssprecher Detlef Feige. „Es ist eine große Belastung für die Beamten.“ Schwierigkeiten habe es zudem in der Kommunikation mit dem weiblichen Personal gegeben. Feige: „Sie haben große Probleme, Vollzugsbeamtinnen anzuerkennen.“ Statistiken über Vorfälle habe man nicht, aber: „Es zieht sich durch fast alle Haftanstalten.“
Jetzt steuert die Landesregierung gegen. 46 Integrationshelfer stehen seit Anfang des Jahres für die 36 NRW-Gefängnisse zur Verfügung — in den größeren Anstalten sind es jeweils zwei Kräfte, in Köln etwa sogar drei.
Die neuen Beauftragten sind vor allem Sozialarbeiter und Mitarbeiter aus dem Sozialdienst, aber auch Vollzugsbeamte. Sie sollen ein Netzwerk von Dolmetschern aufbauen, die in der täglichen Arbeit im Gefängnis helfen können, sind darüber hinaus zuständig für die Beratung der Beamten, aber auch für die Unterstützung der Gefangenen. Obwohl diese zum Teil schon in ihren Heimatländern Haftstrafen abgesessen hätten, müsse man ihnen erklären, so Feige, wie der Gefängnisalltag in Deutschland funktioniere.
Das Land stellt zudem 26 Pädagogen ein, die in den Haftanstalten Sprachkurse anbieten sollen. Auch die bereits angestellten Lehrer wurden seit Ende 2016 in den Bereichen „Deutsch für Ausländer“ und „Alphabetisierung“ fortgebildet. Bis zum Frühjahr läuft auch ein Pilotversuch, bei dem Tablet-Computer eingesetzt werden, um bei Kommunikationsproblemen als elektronischer Übersetzer zu helfen.