Rudi Völler wirbt für den Schulsport
Der Fußball-Weltmeister ist Pate für ein Programm der AOK Rheinland. Das kann den regulären Unterricht nicht ersetzen.
Düsseldorf. Motorische Störungen, massive Gewichtsprobleme, Lethargie - es ist kein gutes Zeugnis, das Sport- und Ernährungswissenschaftler seit einigen Jahren den Schülern in Deutschland ausstellen. Sie predigen Besonnenheit und Verzicht, dringen damit aber kaum durch.
Nun gibt es eine neue Stimme im Chor der Mahner: "Viele Kinder haben ganz einfach viel zu wenig Bewegung", sagte am Dienstag Rudi Völler, Sportdirektor von Bayer Leverkusen, der als Fußball-Weltmeister 1990 zur Legende wurde. Der fünffache Vater stellte ein neues Fitness-Programm für Schüler im Rheinland vor.
Das wird bezahlt von der AOK Rheinland. "Es gibt immer mehr Kinder mit Diabetes oder andere, die Fußball nur noch als Computer-Spiel kennen", sagte Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg. Sein Unternehmen gibt dafür rund 900.000 Euro an Zuschüssen.
Von dem Programm profitieren 74 Schulen in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf - von Goch bis Aachen, von Viersen bis Wuppertal.
Die Schulen hatten sich mit sehr unterschiedlichen Ideen um die Teilnahme an dem Projekt beworben: Bei der Dieter-Forte-Gesamtschule in Düsseldorf etwa geht es wie in der Theodor-Heuss-Realschule in Wülfrath ums Tanzen, bei der Europaschule in Bornheim ums Fechten und in der Reiter-Metropole Aachen konsequenterweise um den Pferdesport.
Pro Schule zahlt die AOK bis zu 5.000 Euro. Ausgewählt wurden die Projekte von einer Jury. Bedingung: Es muss eine Kooperation mit den Vereinen vor Ort geben. Völler, der nach der Präsentation geduldig Autogramme für Schüler schrieb, machte noch einmal in seiner eigenen Fußballersprache auf die Zielrichtung des Projekts aufmerksam: "Wir wollen keine Adonisse und keine Models."
Schulministerin Barbara Sommer (CDU) lobte das Projekt. Die Schulen bekommen die Zuschüsse zwar nur über zwei Jahre. "Aber entscheidend ist die Nachhaltigkeit, also, dass die Projekte auch über die zwei Jahre hinaus Bestand haben", so Sommer.
Die Initiative ist kein Ersatz für den regulären Schulsport. Und bei dem sieht es zwischen Rhein und Weser gar nicht gut aus. Bis zu 40.000 Schulsportstunden in der Woche fallen aus, haben Experten hochgerechnet, die oppositionelle SPD spricht von 500.000 Stunden im Jahr. "Es gibt zwar einige Probleme in dem Bereich. Aber diese Zahlen stimmen nicht", sagte Sommer. Sie nannte die aktuellen Zahlen des Ministeriums (siehe Kasten).