Rüttgers auf der Suche nach einem Sprecher
Landesregierung: Seit fünf Wochen ist der Vertrauensposten in der Staatskanzlei verwaist.
Düsseldorf. In der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei gibt es einen heißen Stuhl: Er steht in der zehnten Etage der gläsernen Machtzentrale und soll eigentlich den Regierungssprecher tragen. Seit fünf Wochen ist er verwaist. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hat offenkundig große Schwierigkeiten, eine geeignete Person für den Vertrauensposten zu finden.
In den vergangenen zehn Jahren gab es einen munteren Wechsel auf dem Posten: Allein Wolfgang Clement (SPD) verschliss drei Sprecher, auch Rüttgers muss nach gerade einmal zweieinhalb Jahren im Amt schon sein drittes Sprachrohr suchen. Bei Thomas Kemper, seinem ersten Regierungssprecher, stimmte die Chemie zwischen beiden nicht, Rüttgers ließ Kemper nicht an sich heran. Das funktionierte mit Andreas Krautscheid besser. Doch der umtriebige PR-Fachmann wurde von Rüttgers befördert: Er ist mittlerweile Europa-Minister. Krautscheid wurde vor fünf Wochen vereidigt, damals hieß es, einen neuen Regierungssprecher werde es "in wenigen Tagen" geben.
Das hat nicht geklappt. Rüttgers hat sich Absagen eingehandelt, heißt es in der Staatskanzlei. Tatsächlich ist die Personalie heikel. Ein Sprecher muss das volle Vertrauen des Chefs genießen, beste Kontakte zur Presse sowohl in NRW wie auch in der Bundeshauptstadt haben, rund um die Uhr im Einsatz sein und auch noch strategisch denken können. Gleichzeitig muss er jederzeit damit rechnen, dass Negativ-Berichterstattung über die Regierungspolitik oder gar den Ministerpräsidenten auf ihn zurückfällt. Da ist man ganz schnell ganz einsam - zumal es in der Staatskanzlei von selbsternannten Chefstrategen und von ihrer eigenen Wichtigkeit durchdrungenen Strippenziehern nur so wimmelt.
Der Regierungssprecher ist seit Jahren als Staatssekretär Mitglied des Kabinetts und als solcher auch zuständig für die Medienpolitik. Das hat einst Clement eingeführt, um so Miriam Meckel in die Landespolitik zu locken. In der Tat erlag die damals jüngste deutsche Professorin dem Werben, legte ihren Schwerpunkt auf die prestigeträchtige Medienpolitik - immer auf Augenhöhe mit den Intendanten dieser Republik. Der Sprecher-Job litt darunter. Beides zusammen ist sehr schwierig zu bewältigen.
Gleichwohl hält auch Rüttgers bislang an dieser Konstellation fest. Mittlerweile scheint es fraglich, ob er in diesem Jahr überhaupt noch einen neuen Regierungssprecher findet.