SPD-Parteitag: Grüße vom Bart- und Sympathieträger
Ohne Redemanuskript tritt SPD-Chef Kurt Beck vor die NRW-Delegierten. Er ist einfach er selbst. Das reicht.
Bochum. Gerade eben noch hat Hannelore Kraft, die frisch gewählte neue Landesvorsitzende der nordrhein-westfälischen SPD, in ihrer Bewerbungsrede Jürgen Rüttgers Klarheit und Substanz abgesprochen. Das "politische Navigationssystem" des CDU-Ministerpräsidenten funktioniere nicht, lästerte sie.
Kurz darauf betritt Kurt Beck, der SPD-Bundesvorsitzende, die Bühne auf dem Landesparteitag in Bochum. Beck ist Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und will aller Wahrscheinlichkeit nach der nächste Bundeskanzler werden. Ob sein Navigationssystem funktioniert oder nicht - diese Frage stellt sich für ihn gar nicht. Einer wie er braucht so einen modernen Schnickschnack nicht, um die alte Tante SPD ans Ziel zu führen.
Merkwürdig steif wirkt er, wenn er da am Rednerpult steht. Nadelstreifenanzug, Krawattennadel, dazu die Beck-Frisur und der Beck-Bart: Das alles ist mehr Bonner als Berliner Republik, schmeckt nach Provinzialität, nicht nach Weltläufigkeit. Dabei gibt es wohl kaum einen Politiker, der so viel unterwegs ist wie Beck: heute Berlin, morgen Mainz, dann New York, Washington. Nun ist er in Bochum.
Vor dem Parteivolk punktet der Sohn eines Maurers und gelernte Elektromeister - ähnlich wie sein Vorgänge im Amt des SPD-Chefs, Franz Müntefering - mit seiner Authentizität.
Immerhin ähneln sich Beck und Müntefering in ihrer Art, den politischen Gegner mit Humor aufzuspießen. So frotzelt Beck denn auch, dass er mit dem scheidenden CSU-Chef Edmund Stoiber "schon etwas" mitfühle, um hinzuzufügen: "Hätte das nicht vor einem Jahr passieren können? Dann würde unser Freund, Bruno der Bär, noch leben."