Spenden-Affäre: Grauer Panther aus Wuppertal hinter Gittern

Ernst-Otto Wolfshohl soll die „Geldmaschine“ der Seniorenpartei gewesen sein.

Wuppertal. Der Wuppertaler Ernst Otto Wolfshohl, Mitglied des Bundesvorstandes der Seniorenpartei Die Grauen, ist unter Betrugsverdacht verhaftet worden. Der 63-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. "Es bestand dringende Flucht- und Verdunkelungsgefahr", so die Strafverfolger. Der 63-Jährige habe bereits Flugtickets erworben, um sich auf die Philippinen abzusetzen.

Wolfshohl soll für seine Partei beim Bundestag mit fingierten Spendenquittungen Geld aus der Parteienfinanzierung erschlichen haben. Der Haftbefehl lautet auf Betrug und Beihilfe zum Betrug zum Nachteil der Partei Die Grauen. Wolfshohl hat die Vorwürfe bislang bestritten.

"Der Psychotherapeut ist maßgeblich an der Spendenbeschaffung beteiligt gewesen", so der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Alfons Grevener, "er war der Betreiber der Geldmaschine". So soll die Partei Zuschüsse für erfundene Weiterbildungsseminare erschlichen haben. Die angeblichen Seminar-Redner hätten ihre Honorare der Partei gespendet, für die Spenden seien wiederum staatliche Zuschüsse beantragt und kassiert worden.

"Wolfshohl hat fünf Prozent der Spendensumme persönlich als Provision kassiert", sagte Grevener. Auf diese Weise habe er für sich in zwei Jahren 142000 Euro eingenommen.

Der Gesundheitsbeauftragte der "Grauen" habe die angeblich zu Fortbildungszwecken angeworbenen Redner mit dem Hinweis nicht nennen wollen, er habe ihnen "sein Ehrenwort" gegeben. Die auf den Abrechnungen angegebenen Namen von Organisationen seien, so die Annahme der Ermittler, frei erfunden.

Erfindungsreich war Wolfshohl, der seinen Vornamen gerne mit Erno abkürzt, schon immer. Er schmückt sich mit einem philippischen Professorentitel Prof. (RP/Republik Philippinen). In den 90er Jahren hatte Wolfshohl dazu noch drei Doktortitel getragen, was ihm die spöttische Bezeichnung "3D-Mann" einbrachte. Erst auf Drängen der Experten der Bonner Hochschulrektorenkonferenz erkannte damals das Wissenschaftsministerium in Düsseldorf "Dr. Dr. Dr." Wolfshohl die bereits genehmigten drei Titel aus den Philippinen wieder ab.

Zumindest einen Doktor führte Wolfshohl später noch. Beim "Il Canto del Mondo - Internationales Netzwerk zur Förderung der Alltagskultur des Singens" wird Gründungsmitglied Wolfshohl als "Prof. (RP) Dr. phil. rel." geführt - dazu als Konzertsänger und Psychologe. An anderer Stelle rühmt er sich einer Professur für medizinische Psychologie BCCM (RP) und nennt sich "Professor im Rahmen des Network of Community-Oriented Educational Institutions für Health Services (WHO)".

Von kritischen Parteimitgliedern der "Grauen" wird Wolfshohl als Hochstapler bezeichnet. Sie weisen auf den Internetauftritt des "Delphischen Rates Deutschland" hin, der sich für Wettspiele der Künste einsetzt. Kassenprüfer dort: "Prof. Dr. Erno Wolfshohl, Uni Wuppertal, Berater der Bundesregierung". Abgesehen von der unerlaubten Titelbezeichnung kennt man Wolfshohl an der Bergischen Universität nicht. "Der Mann hat mit uns nichts zu tun, war hier auch nie Professor", so Pressesprecher Michael Kroemer.

Razzia Vor gut zwei Wochen hatten Polizei, Staatsanwaltschaft und Steuerfahnder wegen der Parteispendenaffäre eine Razzia in mehreren Bundesländern gestartet. Unter den Verdächtigen ist auch die Gründungsvorsitzende der Partei, Trude Unruh (82) aus Wuppertal.

Zuschüsse Die Partei hatte im vergangenen Jahr Bundeszuschüsse in Höhe von 1,3 Millionen Euro erhalten. Laut Parteiengesetz erhalten Parteien für jeden Euro, den sie als Spende erlangen, 0,38 Euro zusätzlich als staatliche Zuwendung.