Straffe Zügel für die Zeitarbeit
IG Metall und SPD sehen Wildwuchs und fordern neue Gesetze.
Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische SPD und die IG Metall fordern gemeinsam Änderungen bei den bestehenden Regelungen zur Zeit- beziehungsweise Leiharbeit. "Da gibt es Wildwuchs und Ungerechtigkeiten. Das wollen wir ändern", sagte Hannelore Kraft, SPD-Landeschefin. "Es muss gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt werden", pflichtete Detlef Wetzel, IG-Metall-Chef in NRW, bei.
Die aktuellen Gesetze stammen aus dem Jahr 2003 und damit aus der Zeit der rot-grünen Bundesregierung. Kraft hält sie trotzdem in weiten Teilen für falsch. Früher sei der Einsatz in einer Zeitarbeitsfirma auf ein Jahr begrenzt gewesen, danach habe es eine Festanstellung gegeben.
Vor allem aber ist die Bezahlung in den Zeitarbeit-Jobs den Sozialdemokraten und den Gewerkschaften ein Dorn im Auge. "Da muss ein Mindestlohn her", so Wetzel. Teilweise liege die Bezahlung bei 50 oder gar nur 40 Prozent der regulären Arbeitsverhältnisse, betonte der IG-Metall-Funktionär.
Mittlerweile gibt es einer Gewerkschaftsuntersuchung zufolge einige Betriebe, deren komplette Belegschaft bei Zeitarbeitsfirmen angestellt sei. Von 130 befragten Firmen in NRW beschäftigen nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte Leiharbeiter.
Deutschland fährt mit seiner Arbeitsmarktpolitik in diesem Bereich einen Crashkurs, findet Wetzel. "Wir sind die Geisterfahrer in Europa." In vielen anderen Ländern gebe es Beschränkungen zum Schutz der Beschäftigten.
Kraft hat den Leitantrag für den SPD-Bundesparteitag im Oktober mitformuliert. Da würden entsprechende Änderungen eingefordert, versprach sie.
Pikant: Ex-NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) ist beim Zeitarbeitsmulti Adeco beschäftigt. Wetzel: "Das Unternehmen ist nicht besonders positiv in unserem Sinne aufgefallen."