Türkische Parlamentswahl: Viele Türken in NRW stehen fest hinter Erdogan
Türken können in NRW ihre Stimme für die Parlamentswahl in der Türkei abgeben. Großer Andrang herrschte auch vor dem türkischen Generalkonsulat in Düsseldorf.
Düsseldorf. Es herrscht reger Betrieb im türkischen Generalkonsulat in einem Düsseldorfer Gewerbegebiet im Stadtteil Lörick. Seit dem frühen Morgen sind hier die Wahllokale für die türkischen Präsidents- und Parlamentswahlen am 24. Juni geöffnet. Die sengende Hitze an diesem Donnerstag hält sie nicht ab — ganze Familien strömen geschlossen zum Eingang, um ihre Stimme abzugeben. „Wir rechnen etwa mit 3000 Wählern am Tag, am Wochenende sind es dann wahrscheinlich noch mal deutlich mehr“, sagt ein Polizist, der das Geschehen überwacht.
Bislang sei es ruhig geblieben — erfahrungsgemäß gebe es schon mal Auseinandersetzungen von konkurrierenden Gruppen, bei früheren türkischen Wahlen habe es gelegentlich kleine Spontan-Demos etwa von Kurden gegeben, heute ist das nicht der Fall. „Es ging bislang sehr zivilisiert zu“, resümiert der Beamte. Am Wochenende werde noch eine Hundertschaft im Einsatz sein, damit das auch so bleibt.
Was nichts daran ändert, dass die tiefen Gräben im angespannten deutsch-türkischen Verhältnis deutlich zu spüren sind, sobald sich jemand als Presse zu erkennen gibt. Viele Wähler zeigen sich misstrauisch und reserviert. Auf die Frage, warum er sich nicht äußern möchte, eilt ein Mann zackigen Schrittes weiter, ruft im Weggehen noch vernehmlich: „Weil ich den deutschen Medien nicht vertraue.“
Blick auf die Wahlkabinen im Türkischen Generalkonsulat in Düsseldorf. Seit Donnerstag sind die Wahllokale geöffnet. Foto: Kristin Dowe
An welcher Stelle sie ihr Kreuz gemacht haben, daraus macht ein Großteil der Türken auf Nachfrage keinen Hehl. Auch Semiha Arusu nicht. „Erdogan!“, sagt die Düsseldorferin bestimmt und ein Lächeln geht dabei über ihr Gesicht. Die blonde Dame ist elegant gekleidet, wirkt weltgewandt und entspricht rein optisch so gar nicht dem Klischee, wie sich mancher Deutsche vielleicht die typische Erdogan-Wählerschaft vorstellt. „Wer gut ist, soll auch regieren“, sagt sie fest und duldet keinen Widerspruch. „Er tut etwas für die Türkei! Für die Älteren, für die Kinder, für alle! Und er will Frieden!“, lobt sie die aus ihrer Sicht unschätzbaren Verdienste des türkischen Staatschefs in den höchsten Tönen. Ihre Familie drängelt, das Gespräch mit der Zeitung zu beenden, aber eines will sie noch loswerden: „Heimat ist Heimat. Und ich liebe meinen Staat.“
Ähnlich ist die Gemütslage bei Eraslan Serhat, der mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter gekommen ist. „Lassen Sie mich mal schauen, was sie jetzt aufgeschrieben haben“, fordert er nach einem kurzen Gespräch und wirft einen kritischen Blick in den Schreibblock. Darin steht etwas davon, dass die Türkei immer besser werde und Deutschland das eben nicht ertrage. Und dass die Presse Erdogan vernichten wolle. „Das können Sie schreiben“, sagt er und nickt zufrieden. Das ist der Tenor beim Großteil der Wähler, die man hier fragt. Sie stehen fest hinter ihrem „starken Mann“ in Ankara und seiner konservativen AKP. Verhaftungen, Menschenrechtsverletzungen, Verstöße gegen die Pressefreiheit — von all dem wollen sie hier nichts wissen.
Die Einlasskontrollen am Eingang sind streng — Zutritt gewährt das Generalkonsulat eigentlich nur bei vorheriger Terminvereinbarung. Die türkische Generalkonsulin Sule Gürel macht für diese Zeitung schließlich eine Ausnahme und gewährt einen Blick in das Wahllokal. „Heute Morgen sind schon früh die ersten Wähler gekommen. Sie sind sehr enthusiastisch und möchten unbedingt die ersten sein, die ihre Stimme abgeben“, sagt sie. In der Hand hält Gürel eine Broschüre, in der die Richtlinien der Wahl zusammengefasst sind. Derweil gebe es Wahlbeobachter, die dafür Sorge tragen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. „Wenn einer von ihnen einen Verstoß gegen die Regeln feststellen sollte, kann er Beschwerde einlegen“, betont die Generalkonsulin.
Die Wahl im Ausland endet am 19. Juni. Sollte sie in eine zweite Runde gehen, wird im Ausland vom 30. Juni bis zum 4. Juli erneut gewählt.