Wieder Panne beim Zentralabi
SPD sieht Fehler im Fach Deutsch. Ministerium bestreitet das.
Düsseldorf. Eine Woche nach dem Start des Zentralabiturs in NRW gibt es Hinweise auf mögliche Fehler bei den Prüfungen. Dieses Mal geht es um die Deutsch-Klausuren in den Leistungskursen, mit denen die Prüfungsserie begann. Nach Informationen der SPD verstoßen die Ministeriums-Vorgaben für diese Klausuren gegen die geltenden Bestimmungen der Kultusministerkonferenz (KMK).
In den Klausuren müssen laut KMK drei Bewertungskategorien abgedeckt werden, wenn der Schüler eine mindestens gute Note erzielen will. Bei den vier zur Auswahl angebotenen Prüfungsaufgaben im Leistungskurs Deutsch ist das laut Unterlagen nur bei zweien geschehen.
Die anspruchsvolle Kategorie 3 (Problemlösungen und Werten) fehlt bei den beiden Abi-Themen zu Christa Wolfs "Kassandra" und Arthur Schopenhauer ("Aphorismus zur Lebensweisheit"). Sie taucht in den Bewertungsbögen für die Lehrer, die das Ministerium ausgestellt hat, nicht auf.
Für die Bildungsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Ute Schäfer, ein "Formfehler, dessen Tragweite ich noch gar nicht abschätzen kann". Sie fürchtet Nachteile für beide Gruppen von Deutsch-Abiturienten: einmal für diejenigen, die sich für Wolf und Schopenhauer entschieden haben, dann aber auch für diejenigen, die die beiden anderen Themen gewählt haben.
Bei der ersten Gruppe stelle sich die Frage, wie viel die Note noch wert sei, wenn sie entgegen den Bestimmungen der KMK ermittelt wurde. "Kritisch ist es aber vor allen Dingen für die Schüler, die die exakt nach den KMK-Vorgaben formulierten Aufgaben gelöst haben, aber schlecht benotet wurden. Womöglich werden sie klagen, weil sie benachteiligt worden sind", so Schäfer. Sie forderte das Schulministerium auf, beim Bewertungskatalog nachzubessern, bevor die Noten endgültig feststünden.
Im Schulministerium zeigte man sich gelassen. "Wir sehen keinen Grund zum Handeln. Alle Aufgaben haben den gleichen Schwierigkeitsgrad, alles ist juristisch sauber", sagte Thomas Breuer, Sprecher des Ministeriums.
Er verschickte eine Erklärung von Wilfried Bos, der von der Landesregierung nach den vielen Pannen beim Zentralabitur als Chef eines unabhängigen "Abi-Tüvs" einberufen worden ist. "Die Prüfungen entsprechen dem Anforderungsprofil." Die Anforderungen für den Bereich 3 seien auch dort abgedeckt, wo dies nicht ausdrücklich erwähnt worden sei.