Merkel hofft beim G20-Gipfel auf Obama

Ob die Kanzlerin das Treffen für die Wahl nutzen kann, hängt auch vom US-Präsidenten ab.

Berlin. So kurz vor der Bundestagswahl ist es für Angela Merkel eine Reise mit Restrisiko. Zwar dürfte der G20-Weltfinanzgipfel im amerikanischen Pittsburgh, der Donnerstagabend beginnt, kein riesiger Fehlschlag werden.

Aber die Kanzlerin hat am Wochenende die Latte hoch gehängt: Sie will internationale Grenzen für die Vergütung von Bankmanagern erreichen. Ob das gelingt, hängt vor allem von Barack Obama ab. Er könnte zu Merkels Wahlhelfer werden. Doch welche Position der US-Präsident einnehmen wird, ist noch rätselhaft.

Obwohl es die letzten Stunden vor der Bundestagswahl sind, stand nie infrage, dass Merkel zum Treffen der Staats- und Regierungschefs fliegt. Die Kanzlerin kann sich noch einmal im Kreis der Mächtigen der Welt zeigen. Auch ist das Thema zu wichtig: Die Verhinderung einer weiteren globalen Finanzkrise.

Zum kräftigen Wahlkampfabschluss-Akkord wird der Trip aber nur, wenn die Ergebnisse aus Sicht der Wähler stimmen. Letztlich wird die Regulierung von Managergehältern im Vordergrund stehen - das ist das Gipfel-Thema, bei dem jeder Bürger mitreden und sich fast jeder Wähler erregen kann.

Die Frage ist, welche Details in die Abschlusserklärung kommen. Die Deutschen und die Kontinentaleuropäer haben ihre festen Vorstellungen. Sie wollen zum Beispiel, dass die Boni erst nach Jahren ausgezahlt werden sollen, wenn klar ist, dass die Bank langfristig im Plus ist.

In den Vorgesprächen zeigten sich Amerikaner und Briten aber gegenüber solchen Vorgaben, die längst nicht die denkbaren Maximalforderungen sind, skeptisch bis ablehnend. Sie fürchten um die Attraktivität ihrer Finanzplätze in New York und London.

Obama hat in der Boni-Frage noch keine klare Position bezogen. Er taktiert, auch weil er mit Widerständen aus dem Kongress rechnen muss. Zuletzt gab es Berichte, wonach die amerikanische Notenbank an einer staatlichen Kontrolle von Managergehältern arbeite.

Merkel wartet ab. "Ich möchte jetzt, eine Woche vor dem Gipfel, wirklich nicht Sündenböcke an die Wand malen", sagte sie kürzlich, gefragt, wie sie die Amerikaner einschätzt. Sie werde aber auch deutlich machen, wenn sie mit den Gipfelresultaten unzufrieden sei. Das ist aus ihrer Sicht wohl besser, als dies im Zweifel ihrem SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier oder den Grünen und der Linkspartei zu überlassen. Die Deutungshoheit über den Gipfel will sie haben - anderthalb Tage vor der Wahl.