Merkel macht den Portugiesen Mut
Die Kanzlerin wird von Tausenden aufgebrachten Demonstranten empfangen. Doch sie versucht, Hoffnung zu verbreiten.
Lissabon. Die freundliche Portugiesin versucht unermüdlich, die deutsche Delegation von den deprimierenden Eindrücken abzulenken.
„Petrus ist auf Merkels Seite“, ruft die Botschaftsmitarbeiterin, als wäre das ein gutes Omen für die in Portugal so umstrittene Euro-Politik der Kanzlerin. Zum Besuch von Angela Merkel scheint die Sonne.
Doch die Straßen dieser schönen Stadt am Tejo, die Merkel mit ihrer hoch gesicherten Kolonne passiert, wirken wie leer gefegt. Überall sieht man Polizisten, Hubschrauber, Patrouillenboote. Demonstranten brüllen „Merkel raus“.
Aus Fenstern wehen schwarze Flaggen. Merkel sagt dazu kühl: „Mich stört das nicht besonders.“ In Portugal ist es Merkels erster offizieller Besuch, viele Portugiesen haben sie zur „unerwünschten Person“ erklärt.
Merkel ist in einer schwierigen Lage, denn einerseits fordern EU-Partner wie Portugal, Deutschland solle seine Führungsrolle zusammen mit Frankreich stärker ausfüllen. Für Merkel bedeutet das, die Schwächen der Politik in den einzelnen Staaten zu benennen und ihnen einen harten Sparkurs abzuverlangen. Doch damit zieht sie Anfeindungen vieler Bürger dieser Länder auf sich.
Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho beschwört die eigene Nation, dass die scharfen Reformen der einzig richtige Weg zurück in die Wettbewerbsfähigkeit sei. Seine Regierung wird nicht nur mit zunehmendem Widerstand von Gewerkschaften und Opposition konfrontiert.
Immer mehr Ökonomen und Politiker äußern Ängste. Wasser auf die Mühlen der Kritiker sind die Hiobsbotschaften der Wirtschaft, die dieses Jahr um mindestens drei Prozent schrumpfen wird. Die Armut nimmt zu, die Arbeitslosigkeit erreicht mit knapp 16 Prozent ein Rekordniveau.
„Ich weiß, dass das Anpassungsprogramm sehr spürbar ist für die Menschen hier im Land“, sagt Merkel. Dann aber macht sie den Portugiesen Mut. „Als Seefahrernation hat Portugal immer den Blick in die weite Welt gehabt.“
Heute müsse Europa der Welt seine Wettbewerbsfähigkeit beweisen. Es gehe um die Zukunft der Kinder und Enkel. Und privat kündigt sie an, wenn sie einmal nicht mehr Kanzlerin sei, wolle sie im schönen Portugal Urlaub machen.