Nach TV-Debatte: Romney korrigiert Wahlkampfpatzer
Washington (dpa) - Die TV-Debatte hat Bewegung in den US-Wahlkampf gebracht: Mit neuem Oberwasser durch seinen Triumph beim Rededuell entschuldigte sich Herausforderer Mitt Romney am Donnerstag (Ortszeit) bei seinen Wählern.
„Ich habe etwas Falsches gesagt“, erklärte er dem ihm wohlgesonnenen TV-Sender Fox News. Gemeint ist seine Äußerung, dass die angeblich 47 Prozent Obama-Wähler von der Regierung abhängig seien und keine Steuern zahlten.
Obama bekam nach seiner Niederlage beim Rededuell frischen Rückenwind vom Arbeitsmarkt: Mit 7,8 Prozent lag die Quote im September so niedrig wie seit seinem Amtsantritt nicht mehr.
Mit neuer Angriffslust warf der Präsident Romney vor, die Wahrheit über seine Steuerpläne zu verheimlichen und die Wähler zu täuschen. Auch ein neuer TV-Spot versucht massiv, Romneys Glaubwürdigkeit zu untergraben. „Wenn wir ihm nicht einmal hier (in der Debatte) trauen können, wie können wir ihm jemals hier trauen?“, fragt eine sonore Stimme aus dem Off, während das Oval Office im Weißen Haus zu sehen ist.
„Ich traf diesen sehr schneidigen Typen, der behauptet Mitt Romney zu sein“, rief Obama Anhängern bei einer Wahlveranstaltung am Donnerstag (Ortszeit) zu. „Aber das konnte nicht Romney sein. Denn der echte Mitt Romney läuft seit einem Jahr im Land auf und ab und verspricht fünf Billionen Steuersenkungen, die die Reichen bevorzugen.“ Feixend fuhr Obama fort: „Und der Typ, der gestern Abend auf der Bühne war, sagte, er wüsste davon nichts.“
US-Kommentatoren fragen sich allerdings, warum Obama den Vorwurf nicht bereits während des Rededuells in Denver (Colorado) angebracht habe. „Einen Tag zu spät“, meinte ein Kommentator im TV-Sender NBC. „Obama versucht, sein Gleichgewicht wiederzugewinnen“, schreibt die „New York Times“. „Die knallharte Attacke auf Romney lässt erahnen, wie groß die Sorge im Wahlkampflager Obamas ist.“ Obamas Wahlkampfberater David Plouffe erklärt: „Wir müssen uns auf diese Unehrlichkeit einstellen.“
Kern des Streits ist Romneys Plan für Steuerererleichterungen. Obama warf Romney in der Debatte vor, er wolle fünf Billionen Steuern streichen und dabei auch die Abgaben von Reichen und Superreichen senken. Romney bestreitet das. Beide Behauptungen seien unwahr, sagte er.
Romney erhielt unterdessen Rückendeckung von der mächtigen erzkonservativen Waffenlobby National Rifle Association (NRA) für seinen Wahlkampf. „Ich bin stolz über ihre Unterstützung für meine Kandidatur“, sagte er. „Ich werde alles in meiner Kraft tun, das Recht aller gesetzestreuen Amerikaner, Waffen zu besitzen und zu tragen, zu verteidigen und zu schützen.“ Romney wies darauf hin, dass das oberste US-Gericht im vergangenen Jahr das Recht auf Waffentragen ausdrücklich bestätigt habe.