Nicht nur für Stammtische

Besonders christlich ist die Forderung der CSU auf den ersten Blick nicht. Es steht einer C-Partei schlecht, vor Armutsflüchtlingen aus Osteuropa zu warnen und die Grenzen zum deutschen Sozialsystem zumindest vorübergehend schließen zu wollen.

Das klingt nach Stammtischniveau und Europa-Vorwahlkampf. Obendrein hat es wenig Chancen auf Umsetzung.

Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer die Europäische Union will, muss auch damit rechnen, dass reiche Staaten arme Europäer anziehen. Gerade christliche Parteien sollten Verständnis und Hilfsbereitschaft für jene Menschen aus Bulgarien oder Rumänien aufbringen, die aus purer Not ihre Heimat aufgeben, um in der Fremde Geld fürs nackte Überleben zu suchen.

Dennoch ist die Forderung der CSU, so plump sie sich auch anhört, mehr als Kampf um die Lufthoheit über Stammtischen. Selbst eine reiche Gesellschaft wie die deutsche funktioniert nur, wenn der soziale Frieden gewahrt wird. Schon heute erleben Städte wie Dortmund und Duisburg, was es heißt, wenn Völkerwanderungen in Sozialsysteme einsetzen. Neue Grenzen in Europa sind nicht die Antwort auf diese Frage. Aber Ignoranz verschärft ein Problem, das nicht Deutschland, sondern die EU dringend lösen muss.