Operation gescheitert: Ärzte bereiten Streiks vor
Marburger Bund lässt die Verhandlung platzen.
Düsseldorf. Operation gescheitert - die Ärzte greifen im Arbeitskampf zum Skalpell. Mit dem Abbruch der fünften Tarifrunde gestern Abend in Düsseldorf bereitet sich die Ärztegewerkschaft Marburger Bund nach vier Jahren erneut auf Streiks an den 800 kommunalen Kliniken in Deutschland vor. Mit Arbeitsniederlegungen ist ab Mitte Mai zu rechnen. Nur Berlin und Hamburg, wo eigene Tarifverträge gelten, werden ausgenommen sein. Die Schuld geben sich die Tarifparteien jeweils gegenseitig.
Enttäuscht brachen die Ärztevertreter nach 30-stündigen zähen Verhandlungen den Versuch ab, mit den Arbeitgebern doch noch zu einer Einigung zu kommen. "Uns liegt noch nicht mal ein förmliches Angebot der Arbeitgeber vor", empörte sich Lutz Hammerschlag, der Verhandlungsführer der Ärzte. Die Arbeitgeber hätten sich schlicht geweigert, einen Abschluss oberhalb dessen zu vereinbaren, was Verdi für den öffentlichen Dienst erstritten hat - 2,3 Prozent für 26 Monate. Dabei seien in Hamburg sogar 11Prozent drin gewesen.
Für die Gewerkschaft, die die Vergütungssituation der Ärzte grundsätzlich verbessern will, ist dies inakzeptabel, weil es an der Existenzberechtigung des Marburger Bundes rühren würde. Der hatte sich nach seinem wochenlangen Streik 2006 Respekt und Zulauf von nach eigenen Angaben 30 000 neuen Mitgliedern verschafft.
Mit 107 000 organisierten Ärzten will man sich nicht wieder unter die Verdi-Fittiche begeben, die gerade einmal 1000 Ärzte in ihren Reihen vorweise. "Für die Ärzte ist Verdi eine Scheingewerkschaft, so relevant wie die Christliche Gewerkschaft für die IG Metall", heißt es selbstbewusst.
Die Patienten sehen die Ärztegewerkschafter auf ihrer Seite, man streite letztlich für deren Versorgungssicherheit. "Wenn wir das so weiterlaufen lassen, setzt sich der Exodus der Ärzte an den kommunalen Kliniken fort, und wir laufen in einen massiven Ärztemangel hinein", sagt der MB-Vorsitzende Rudolf Henke.