Papst Franziskus und seine neuen Kardinäle
Bei der Ernennung der Würdenträger wartet das Kirchoberhaupt mit einigen Überraschungen auf.
Rom. Für die erste Versammlung seiner Purpurträger hat Papst Franziskus gleich eine ganze Reihe von Pflöcken eingeschlagen. Beim feierlichen Konsistorium am 22. Februar erhebt der Argentinier auf dem Stuhl Petri 19 Kirchenmänner zu Kardinälen. Er spannt dabei einen weiten Bogen, geht an die Ränder, so wie er es auch von seinen Seelsorgern erwartet, hebt den Karrierismus in der Kirche ein gutes Stück weit aus den Angeln.
Erst seit einem Jahr im Amt, setzt der erste Lateinamerikaner als Oberhaupt der katholischen Kirche seinen Weg der Überraschungen fort: Mancher wird nicht Kardinal, der es erwarten konnte. Andere werden in den Kreis der engen Berater des Pontifex aufgenommen, die sicherlich kaum damit gerechnet haben. Mit den neuen Kardinälen steigt die Zahl der Purpurträger, die den Papst wählen dürfen, auf 122. Ende des Jahres werden es nur noch 113 sein, die übrigen haben bis dahin die Schwelle von 80 Jahren überschritten.
Für viele Deutsche dürfte die Erhebung des konservativen Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der mächtigen Glaubenskongregation im Vatikan, die herausragende Wahl des Papstes sein. Der Schritt kommt nicht überraschend. Eher früher als später, so will es die Tradition, muss dieser Posten den Kardinalspurpur einschließen. Dies gilt auch für die „rechte Hand“, den Regierungschef von Franziskus: So wird aus dem Staatssekretär Pietro Parolin ein Kardinalstaatssekretär.
Und doch zeigt die Aufstockung dieses hohen Gremiums allein um 16 Papstwähler (die noch nicht 80 Jahre alt sind) aus zwölf Ländern, dass mit dem Argentinier eine automatische Beförderung nicht garantiert ist: Die Erzbischöfe von Turin und Venedig bleiben ganz überraschend ohne Purpur, dafür wird aber der von Franziskus geschätzte Erzbischof Perugias aufgenommen. Er predigt Einfachheit, ganz so wie der Papst.
Überhaupt könnte Europa etwas an den Rand gedrängt werden. Und das wäre auch nur ein Spiegelbild der katholischen Weltkirche mit den 1,2 Milliarden Gläubigen. In Lateinamerika leben 40 Prozent aller Katholiken, also kommt nahezu ein Drittel der wahlberechtigten frischen Kardinäle von dort.
Das Kollegium der Purpurträger wird jetzt internationaler, auch die wachsenden Kirchen Afrikas und Asiens sollen durch mehr Kardinäle am Heiligen Stuhl vertreten sein.