Papstbesuche: Euphorie in Mexiko — verhaltene Erwartungen in Kuba
Benedikt XVI. besucht zwei Länder, deren Probleme unterschiedlicher kaum sein könnten.
León/Havanna. Den Abschied von Papst Benedikt XVI. aus dem überwiegend katholischen Mexiko plante der Vatikan bewusst als Großereignis. Der Freiluftgottesdienst mit hunderttausenden Teilnehmern in der zentralen Stadt Léon sollte am Sonntag noch einmal die Verbundenheit der Gläubigen mit ihrer Kirche demonstrieren.
Weitaus weniger spektakulär dürfte der 84-Jährige hingegen am Montag in Kuba empfangen werden. Die Bevölkerung möge dem Papst „Zuneigung und Respekt“ erweisen, gab die kommunistische Staatsführung als Parole aus — und ließ Straßen und Gebäude renovieren.
Sehnlich erwartet wurden in Mexiko vor allem mahnende Worte Benedikts zur verheerenden Drogengewalt im Land. In den vergangenen Jahren starben dadurch mehr als 50 000 Menschen.
Der Papst griff das Thema bereits während seines Flugs nach Mexiko auf und verurteilte die „Anbetung des Gelds, die den Menschen versklavt“. Nach seiner Ankunft am Flughafen von Guanajuata versprach er den Gewaltopfern, für sie zu beten.
Das für die Kirche heikle Thema des sexuellen Missbrauchs umschiffte Benedikt, indem er zwar zum Schutz Minderjähriger aufrief, dies jedoch in einen Zusammenhang mit der Drogengewalt brachte. Missbrauchsopfer werfen ihm vor, die Aufklärung des Skandals um den inzwischen verstorbenen Gründer des Ordens der Legionäre Christi, den Mexikaner Marcial Maciel, behindert zu haben. Der Vatikan schloss Treffen mit Opfern aus.
In Kuba, wo rund zehn Prozent der Bevölkerung katholisch sind, ist die Lage für Äußerungen zu den Problemen des Landes weitaus komplizierter. Die Führung unter Staatschef Raúl Castro, dem Bruder des langjährigen Machthabers Fidel Castro, leitete in der Vergangenheit zwar einige Reformen ein, regiert das Land aber weiter mit harter Hand.
Viele Katholiken gelten zudem als Oppositionelle, vor allem die sogenannten Damen in Weiß, die für eine Befreiung politischer Häftlinge aus den Gefängnissen kämpfen. Einlassungen zur Menschenrechtslage dürften von Benedikt XVI. daher nicht zu erwarten sein.