Putins offene Wunde
Die Ankläger mögen es noch so abstreiten: Es ist ein politischer Prozess gegen die drei Frauen. Und die kremlnahe Orthodoxie assistiert Putin dabei. Die Anklageschrift ist konstruiert, um ein Exempel zu statuieren.
Denn der mutige Protest der Frauen hat den Machthaber im Kreml an seiner verwundbarsten Stelle getroffen: Er hat Putin und sein System lächerlich gemacht. Spätestens seit der Wiederwahl zum Präsidenten im März nimmt seine Macht totalitäre Züge an: die Opposition — eine Marionette, die orthodoxe Kirche — ein Steigbügelhalter, das Gros des Volkes — vom Personenkult begeistert.
Dass es immer noch Russen gibt, die ihm die Stirn bieten und sich nicht einschüchtern lassen, erzürnt Putin. Vor allem, weil er kein Mittel hat, um den Protest zu entkräften. Er würde sich noch lächerlicher machen. Deshalb der Schauprozess.