Rick Perry: Der „Anti-Obama“ will US-Präsident werden
Erzkonservativer Gouverneur von Texas, Rick Perry (61), gibt Bewerbung bekannt.
Washington. Die Riege republikanischer Anwärter auf den Chefsessel im Weißen Haus ist um einen aussichtsreichen Kandidaten gewachsen: Rick Perry, seit elf Jahren Gouverneur von Texas, will nächster amerikanischer Präsident werden. Gute Chancen hat er, denn nicht ohne Grund nennen Parteifreunde Perry den „Anti-Obama“ — das kommt gut an.
Das Timing und der Schauplatz waren perfekt gewählt: In einer feurigen Rede vor Erzkonservativen in Columbia, South Carolina, kündigte der 61-Jährige seine Kandidatur an und ging mit der „gescheiterten Politik“ des demokratischen Präsidenten hart ins Gericht. Dass die USA unter einem wachsenden Schuldenberg versinken und Amerika im Ansehen seiner Partnerländer immer weiter abrutscht, zeuge nicht von „einer kaputten Nation. Kaputt ist lediglich das System in Washington“, sagte Perry.
Durch die Bekanntgabe seiner Kandidatur gelang dem Gouverneur ein geschickter Coup: Er stahl dem eigentlichen Höhepunkt des Wochenendes, der republikanischen Testabstimmung in Iowa, das Rampenlicht. Dass Tea-Party-Gründerin Michelle Bachmann die informelle Wählerbefragung für sich entschied, fiel kaum mehr ins Gewicht.
Perry stellt einen scharfen Kontrast zum Präsidenten dar. Der frühere Luftwaffenpilot ist ein tiefreligiöser Republikaner. Er will Waffenkontrollen abschaffen, hat beim Joggen stets einen Revolver dabei und berichtet stolz, während des Laufens einen Kojoten erschossen zu haben. Perry hat mehr Hinrichtungen genehmigt als jeder andere Gouverneur, er lehnt Schwulenehen ab, will die Einwanderungsgesetze verschärfen und vertritt Positionen, die ihm die Sympathien der „Tea Party“, des rechtsgerichteten Parteiflügels, bringen könnten, aber auch Stimmen desillusionierter Wähler. Hilfreich ist auch das texanische Wirtschaftswunder. Fast die Hälfte aller Jobs, die in den USA seit Ausbruch der Wirtschaftskrise geschaffen wurden, entstanden in Texas.
Problematisch könnte etwas anderes werden: Die Trennung von Kirche und Staat interessiert ihn nicht. Vergangene Woche war Perry „Gastgeber“ eines Gottesdienstes. Der liebe Gott werde Amerika aus der Krise führen, meinte der Gouverneur, der damit selbst Parteifreunde irritierte.