Schavan will nach Plagiatsvorwürfen kämpfen (mit Video)
Berlin/Düsseldorf (dpa) - Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) geht in der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit in die Offensive. „Ich werde kämpfen“, sagte sie am Mittwoch am Rande eines Israel-Besuchs in Jerusalem.
„Das bin ich mir schuldig, und das bin ich der Wissenschaft schuldig.“
Die SPD legte der Vertrauten von Kanzlerin Angela Merkel den Rücktritt nahe. An der Uni Düsseldorf beschäftigte sich die zuständige Prüfungskommission mit dem Fall der Ministerin. Über den Stand des Verfahrens machte der Rektor der Hochschule, Michael Piper, aber keine Angaben.
Piper verwies auf ein Schreiben der Anwälte von Schavan, wonach ohne die Zustimmung der Politikerin keine Informationen herausgegeben werden sollten. Damit ist auch nicht klar, ob die Universität Schavan zu einer Stellungnahme auffordern will.
Das Gremium der Philosophischen Fakultät, an der die Politikerin vor 32 Jahren promovierte, war am Mittwoch zusammengetreten. Die Kommission beriet über das interne Gutachten zu Schavans Doktorarbeit, dessen Bekanntwerden die Ministerin am Wochenende in die Enge getrieben hatte.
Der Gutachter Stefan Rohrbacher unterstellt Schavan nach Medienberichten eine Täuschungsabsicht. Die Universität hat sich per Strafanzeige gegen Unbekannt auf die Suche nach der undichten Stelle begeben. Piper bedauerte am Mittwoch, dass Teile des Gutachtens an die Öffentlichkeit gelangt sind, und bezeichnete die Weitergabe als „kriminelles Verhalten eines bislang Unbekannten“.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüft nach der Strafanzeige die Aufnahme von Ermittlungen, wie ein Sprecher mitteilte. In der Anzeige der Hochschule sei der Kreis möglicherweise infrage kommender Personen nicht genannt worden. Das Gutachten war nur für den Promotionsausschuss bestimmt, 15 Personen hatten es bekommen.
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte über Schavan: „Als Bildungs- und Forschungsministerin ist sie bereits jetzt irreparabel beschädigt.“ Mit Blick auf den Jerusalem-Besuch fügte er hinzu: „Ich glaube, Israel war ihre Abschiedsreise.“ Unabhängig von der aktuellen Debatte habe er hohen Respekt vor der politischen Lebensleistung der CDU-Politikerin.
Aus der schwarz-gelben Koalition erfuhr Schavan erneut Unterstützung. „Auch für eine Ministerin muss gelten, dass es keine Vorverurteilungen geben darf“, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe der Nachrichtenagentur dpa. Oppermann vergreife sich im Ton. CSU-Chef Horst Seehofer nannte die Vorgänge an der Uni Düsseldorf sehr problematisch. Der FDP-Bildungsexperte Patrick Meinhardt sagte: „Ich fordere ein faires Verfahren und ein Ende der politischen Treibjagd von Rot-Grün.“
Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Hamburgs Ressortchef Ties Rabe (SPD), äußerte sich zur Frage nach einem Rücktritt Schavans zurückhaltend. „Wir sollten erst einmal sorgfältig die Fakten klären und allen Seiten die Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben“, sagte er der dpa.
Renommierte Bildungsforscher übten harsche Kritik am Gutachten der Universität Düsseldorf. In einem Gastbeitrag auf „Zeit Online“ bezeichneten die emeritierten Erziehungswissenschaftler Elmar Tenorth und Helmut Fend die Ergebnisse des Vorsitzenden des Promotionsausschusses, Rohrbacher, als „gravierende Fehleinschätzung“.