Sondierungsgespräche zwischen CDU und SPD - Und sie wollen weiter reden
Union und SPD haben bei ihrem ersten Gespräch einige Gemeinsamkeiten festgestellt.
Berlin. Ein paar kleine Demonstrationen gibt es in der Umgebung. Eine Initiative für mehr Bürgerbeteiligung steht mit ihren Plakaten in der Herbstsonne an der Absperrung: „Volksbegehren in den Koalitionsvertrag.“ Ansonsten ziehen nur die Touristen ihre Bahn um den Reichstag. Ein paar winken, als sie Angela Merkel am Nachmittag gegen 16.15 Uhr in ihren Wagen steigen sehen. Wären da nicht die vielen Kameras vor der Tür der „Parlamentarischen Gesellschaft“, man würde nicht merken, dass hier etwas Wichtiges geschieht: der Versuch von CDU, CSU und SPD, eine gemeinsame Regierung für Deutschland zu bilden.
Alles ist angesprochen worden, nichts entschieden. Und man trifft sich noch ein zweites Mal, um zu beraten, ob es sich überhaupt lohnt, weiter zu reden. So die dürftigen Mitteilungen nach drei Stunden. „Es macht Sinn, und es ist notwendig, weiter zu sondieren“, fasst CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe das Ergebnis zusammen.
Die Inszenierung dieses Tages passt zur Ausgangslage. Die Union will regieren, ziemlich egal mit wem, die SPD ist sich unschlüssig. Man sieht es zu Beginn. Die Unionsdelegation, mit 14 Teilnehmern ohnehin doppelt so groß, stolziert in das Beratungsgebäude. Merkel in der Mitte, die ganze Phalanx neben und leicht hinter ihr. Fraktionschef Volker Kauder macht im Cowboygang die Dampframme gegen den Medienpulk. „Platz da!“ Merkel trägt eine große Handtasche, in die sie noch viele Gegner stecken kann.
Die SPD-Delegation kommt verdruckst wie der Kunde einer schlecht beleumundeten Bar. Die sieben Verhandlungsführer gehen hintereinander. Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat die Hände in der Hosentasche. Nur Sigmar Gabriel sagt einen Satz. Was er erwarte? „Dass das Wetter so schön bleibt.“ Das Tor zur „Parlamentarischen Gesellschaft“ ist noch zu, die Sozialdemokraten müssen klingeln.
„Es war schön und schnell“, ruft Peter Ramsauer später der Presse zu. Man sitzt im Raum „Berlin“ des ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais. Merkel am einen, Gabriel am anderen Ende. Mitarbeiter müssen draußen bleiben. In einer Pause gibt es Kartoffelsuppe. Und Pflaumenkuchen. Merkels Lieblingsspeisen. Die CDU-Chefin ist die Einladende.
Über die Inhalte wird Vertraulichkeit vereinbart. Andrea Nahles (SPD) und ihre Unions-Kollegen nennen nur die Themen, über die man geredet hat. Bildung, Föderalismus, Arbeitsmarkt, Euro, Finanzen, Energie, Soziales. Es gebe Felder, wo man Gemeinsamkeiten festgestellt habe, „aber auch solche, die strittig sind“, sagt Nahles. Alexander Dobrindt (CSU) sagt: „Zumindest ist die Zahl der potenziellen Koalitionspartner nicht weniger geworden.“