SPD-Krise: Hammermäßiges Machtwort

De Parteichef Kurt Beck befindet sich eindeutig in der Quälphase.

Berlin/Düsseldorf. Die Heckenschützen hocken hinter den Büschen und zielen auf Kurt Beck, während die Heulsusen überall herumlaufen und ihr sozialdemokratisches Schicksal bejammern: Die aktuelle Präsentation der SPD hat die SPD derart erschreckt, dass sie regelrecht erleichtert auf das Machtwort des Vorsitzenden reagierte. "So einen Scheiß lasse ich mir nicht mehr bieten", drohte Beck. "Es gibt einige Leute in der dritten und vierten Reihe, die mehr oder weniger Intelligentes erzählen."

Dem früheren Vorsitzenden Gerhard Schröder haben die Soziademokraten seine zahlreichen Machtworte verübelt. Aber die SPD verdammt Autorität ungefähr ebenso sehr, wie sie sich nach ihr sehnt, weshalb sie mit ihren Vorsitzenden nicht sparsam umgeht. Vor dreieinhalb Jahren sprach Schröder sein letztes Machtwort als Vorsitzender, und seither hat die Partei Franz Müntefering und Matthias Platzeck erst bejubelt und dann gequält.

Beck befindet sich schon eine lange Weile in der Quälphase, wozu er allerdings selbst einiges beigetragen hat. Neben einigen ungeschickten Auftritten hat der Vorsitzende es versäumt, die Kraftzentren in der Partei zu kompensieren, welche sein bedingt muskulöses Kraftzentrum in Mainz ziemlich schwächen.

Ein Kraftzentrum verwaltet Vizekanzler Franz Müntefering, ein weiteres Fraktionschef Peter Struck, der sich allerdings loyal zu Beck verhält. Und dann gibt es noch Peer Steinbrück, Frank-Walter Steinmeier und Matthias Platzeck, die am Montag ihr gemeinsames Buch "Auf der Höhe der Zeit" vorgestellt haben.

Dieses Kraftzentrum birgt für Beck möglicherweise das größte Risiko, weil alle drei nicht in der SPD aufgezogen worden sind, was sie unvorsichtig im Umgang mit der Partei macht.

Eigentlich wollte das parteiferne Kraftzentrum die SPD mit Schröder, der Agenda, der Regierungstätigkeit und mit sich selbst versöhnen, doch stattdessen hat es einen heftigen Flügelkampf entfacht: Auf der einen Seite die Schröderianer, zu denen auch Müntefering gehört, auf der anderen Seite alle, die mit der Agenda noch immer hadern.

Und dann ist da noch der "demokratische Sozialismus". Platzeck, Steinbrück und Steinmeier halten den Begriff für überholt, wollen ihn am liebsten aus dem Parteiprogramm streichen. Für die Parteilinke, die Briefe gerne "Mit sozialistischen Grüßen" schließt, geht es um den Kern dessen, was die SPD als älteste Partei Deutschlands ausmacht.