Strom wird immer billiger — aber nicht für Verbraucher
Öko-Strom verhagelt den Konzernen die Bilanz. Sie beklagen, dass sich Kohlekraftwerke nicht mehr lohnen.
Essen. Konventionelle Stromerzeugung steht unter gewaltigem wirtschaftlichen Druck, beklagt der Energiekonzern RWE. Das habe Konsequenzen für NRW, gilt das Rheinland zwischen Aachen, Bonn und Mönchengladbach doch als Europas größter Braunkohletagebau. Drei ältere Kraftwerke stünden unter intensiver Beobachtung. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Kosten weiter zu senken“, sagte Hartung.
Viele Kraftwerke rentieren sich nicht mehr, weil der Großhandelspreis für Strom sinkt: Laut Hartung liegt er 2014 bei 3,8 Cent pro Kilowattstunde Strom, 2012 waren es noch 5,5 Cent. Für den Verbraucher wird es aber nicht günstiger: Da der Börsenstrompreis fällt, gibt es im Verkauf auch weniger Geld für Ökostrom. So wächst die Differenz zu den zugesicherten Vergütungssätzen — und damit die Erneuerbare-Energien-Umlage.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt forderte deshalb ein Moratorium für neue Windräder und Solaranlagen: „Die Subventionierung der erneuerbaren Energien und der Einspeisevorrang müssen begrenzt werden.“
Norbert Römer, Chef der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, forderte die künftige Bundesregierung am MIttwoch auf, die Energiewende voranzubringen. Das Industrieland NRW leide darunter, dass Schwarz-Gelb diese sträflich laufenlasse. In NRW arbeiten mehr als 200 000 Beschäftigte in energieintensiven Bereichen der Industrie.
„Die Energiewende schadet NRW ganz bestimmt nicht“, sagte Jan Dobertin, Geschäftsführer vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW. Schon jetzt arbeiteten 50 000 Menschen in NRW in diesem Sektor. „Wir müssen einen Strukturwandel weg von der fossilen zur erneuerbaren Energie vollziehen.“ Dazu gebe es keine Alternativen, schließlich sei auch die Braunkohle endlich. „Wir brauchen keine neuen Kohlekraftwerke, die noch 50 Jahre laufen müssen, um sich zu rechnen.“