Tödliche Krawalle: Ägyptens Kicker wollen nie mehr spielen

Das Parlament untersucht Verwicklung von Polizei und Militär. Fans protestieren gegen die Machthaber.

Kairo. Nach den blutigsten Krawallen in der ägyptischen Fußballgeschichte mit mehr als 70 Toten und 1000 Verletzten wächst im Land die Angst vor einer neuen Gewaltwelle. Wie TV-Aufnahmen zeigten, hatten Polizei und Militär am Mittwoch in Port Said tatenlos zugesehen, wie Anhänger der Gastgeber mit Flaschen, Steinen und Messern Jagd auf Spieler und Fans des Kairoer Traditionsklubs Al-Ahli machten.

Ahli-Fans, die eine prominente Rolle bei der Revolution vor einem Jahr in Ägypten spielten, kündigten Demonstrationen gegen den herrschenden Militärrat an. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammelten sich Fans von Al-Ahli, um zum Innenministerium zu marschieren.

Nach den Gewaltexzessen zog die Regierung erste Konsequenzen. Während einer Sondersitzung des Parlaments gab Ministerpräsident Kamal al-Gansuri am Donnerstag bekannt, dass er den Fußballverband aufgelöst und den Gouverneur von Port Said abgelöst habe. Der Sicherheitschef von Port Said wurde entlassen, seine führenden Mitarbeiter wurden suspendiert. Der Militärrat verhängte drei Tage nationale Trauer.

Das Parlament will binnen einer Woche die Umstände für das Blutvergießen klären lassen. Ursache dafür sind Spekulationen, dass die Gewalt politisch motiviert war. Ziel sei es, den demokratischen Wandel zu stoppen, hieß es.

Die islamistische Muslimbruderschaft kritisierte die Polizei scharf: Die Sicherheitskräfte hätten bei dem Fußballspiel in Port Said weggeschaut. Sie beschuldigte Kräfte, die in enger Verbindung zum früheren Regime von Husni Mubarak stünden.

Für viele Spieler brach eine Welt zusammen. „Es ist vorbei. Wir haben alle die Entscheidung getroffen, dass wir nie wieder Fußball spielen werden“, sagte Torwart Scharif Ikrami.

Fifa-Präsident Sepp Blatter sprach von einem schwarzen Tag für den Fußball. „Ein solches Drama ist jenseits des Vorstellbaren und darf nicht geschehen“, sagte er. „Wir müssen sicherstellen, dass sich solch eine Katastrophe nie mehr wiederholt.“

Die Europäische Union forderte eine „sofortige und unabhängige Untersuchung“ der Gewalt. Red