Topmanager geben Putin einen Korb

Das für den Kreml so wichtige Wirtschaftsforum in St. Petersburg wird von Absagen überschattet.

Wladimir Putin ist mit dem Gasvertrag ein Coup gelungen.

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St. Petersburg. Das „russische Davos“ soll es für Wladimir Putin und die angeschlagene Wirtschaft der Rohstoff-Großmacht richten. Konzernchefs aus aller Welt erwartet der Präsident von heute bis zum 24. Mai zum Wirtschaftsforum auf dem Lenexpo-Gelände in St. Petersburg. Doch erstmals wird der wichtigste russische Wirtschaftstermin von Sanktionen der EU und den USA überschattet.

Dafür hat Gastgeber Putin einen riesigen Gas-Deal mit China im Gepäck. Lange hatten die Atommächte verhandelt, jetzt ist der Vertrag perfekt, mit 30 Jahren Laufzeit: Umgerechnet 290 Milliarden Euro soll Russland bekommen. Nun will sich der Kremlchef in St. Petersburg einmal mehr als dynamischer Wirtschaftslenker in Szene setzen — mit fragwürdigem Ausgang.

Angesichts dramatischer Kapitalflucht — bis zum Jahresende wohl 100 Milliarden US-Dollar — , eines miesen Investitionsklimas und drohender Rezession ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Wegen des umstrittenen Anschlusses der Schwarzmeer-Halbinsel Krim und des russischen Kurses in der Ukraine-Krise haben die USA und die EU Kontosperrungen und Einreiseverbote gegen einflussreiche Funktionäre verhängt. Weitere Strafmaßnahmen drohen. Auch Putin musste einräumen, dass die Sanktionen der russischen Wirtschaft schaden.

Das Forum steht unter dem Motto „Festigung des Vertrauens in einer Epoche des Wandels“. Leicht dürfte das aber nicht werden — vor allem, weil viele Topmanager wegen der schwersten Krise seit Ende des Kalten Krieges dem Treffen fernbleiben. Die Zahl ausländischer Gäste sei im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gefallen — von 506 auf 311, berichtet die Zeitung „Kommersant“. Massenhaft haben US-Manager abgesagt. Allein ihre Zahl sei um mehr als die Hälfte auf 53 gesunken. So hätten etwa Chefs des Getränke-Multis PepsiCo, des Aluminiumherstellers Alcoa, von den Finanzriesen Visa und Citigroup sowie von Goldman Sachs und Morgan Stanley abgesagt.

Aus Deutschland kämen nur noch 19 statt der ursprünglich angekündigten 33 Konzernchefs. Dagegen habe sich die Zahl der Teilnehmer aus Frankreich oder Japan kaum verändert, heißt es. Die Rohstoff-Großmacht präsentiert sich ungeachtet aller Probleme selbstbewusst. 62 Staaten seien vertreten, 146 große internationale Firmen und 450 führende russische Unternehmen hätten zugesagt.