Trotz Organhandel-Vorwurf: Thaci bildet Regierung
Pristina (dpa) - Trotz der Organhandel-Vorwürfe aus dem Europarat bildet der bisherige Kosovo-Regierungschef Hashim Thaci nach Medienberichten auch die neue Regierung.
Seine PDK sei nach den teilweise wiederholten Parlamentswahlen vom 12. Dezember mit 35 Abgeordneten im 120-köpfigen Parlament die stärkste Partei, berichtete die Zeitung „Koha Ditore“ am Samstag in Pristina. Zusammen mit der AAK des vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagten ehemaligen Rebellenführers Ramush Haradinaj und der ARK des umstrittenen Unternehmers Beghjet Pacolli sowie mit Vertretern der Minderheiten komme er auf eine klare Mehrheit, berichteten die Zeitungen.
Die EU-Kosovo-Mission (EULEX) hatte am Vortag betont, sie nehme die Organhandel-Vorwürfe gegen Thaci „sehr ernst“. Nach diesen Beschuldigungen soll Thaci als „Mafiaboss“ während des Bürgerkrieges 1998/99 in die Entführung von Serben verwickelt sein, denen später im benachbarten Albanien Organe entnommen worden sein sollen. Diese seien dann international verhökert worden.
EULEX-Staatsanwälte hätten schon „vorläufige Untersuchungen begonnen“, hieß es in der Erklärung ohne weitere Erläuterungen. Doch müsse der Schweizer Dick Marty, auf den die Europaratsresolution über den Organhandel zurückgeht, Beweise für seine Beschuldigungen vorlegen. „Ohne Beweise kann es keine Strafverfolgung geben“, hieß es in der EULEX-Erklärung.
Marty hatte sich bisher geweigert, seine Zeugen zu benennen, weil er um deren Leben fürchtet. EULEX sei nicht in der Lage, seine Zeugen zu schützen, vielmehr müssten die USA diese Aufgabe übernehmen, wurde er in mehreren Interviews zitiert. EULEX wies indessen die Kritik Martys zurück: „EULEX hat volles Vertrauen in ihre Zeugenschutz-Einheit“.