Meinung Trump - Tief im braunen Sumpf
Mit der Kraft eines zahnlosen Tigers hatte US-Präsident Trump die rechtsextremen Ausschreitungen in Charlottesville zunächst als „Gewalt von allen Seiten“ abgetan. Sehr spät erst konnte er sich gestern dann zu der halbgaren Aussage „Rassismus ist böse“ durchringen — und reagierte damit wohl auf die internationale Kritik an seinem bisherigen Kuschelkurs mit den Rechtsextremen.
So handzahm hat man den twitterfreudigen Staatsmann selten erlebt, hatte er sich doch jüngst erst mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ein rhetorisches Wettrüsten geliefert. Sein Umgang mit den Geschehnissen offenbart Doppelmoral, denn er war es, der seinem Amtsvorgänger Obama stets vorgeworfen hatte, den islamistischen Terror nicht klar genug zu verurteilen.
Die Ereignisse zeigen eindrucksvoll, wem Trump seinen Wahlsieg zu großen Teilen verdankt: Es ist der Archetypus des „angry white man“, der sich nach alten Machtstrukturen zurücksehnt und Front macht gegen Minderheiten und Andersdenkende. Im Wahlkampf skandierten Anhänger der ultrarechten „Alt-Right“-Bewegung „Heil-Trump“-Rufe, was die tiefe Verflochtenheit des Präsidenten mit dem braunen Sumpf illustriert. Das ist Trumps Problem: Mit dieser Klientel darf er es sich nicht verscherzen; gleichzeitig darf er nicht all zu offen mit rechtsextremen Gruppierungen sympathisieren. In diese Zwickmühle hat Trump sich selbst gebracht - er erntet nun den Sturm, zu dem er den Wind gesät hat.