Und wieder wird an der Uhr gedreht
Jedes Jahr entbrennt die Diskussion über Sinn und Unsinn der Sommerzeit. Warum wurde sie eingeführt? Und hat die Verschiebung überhaupt einen Nutzen? Und wie funktioniert sie technisch?
Braunschweig. An diesem Wochenende beginnt wieder die Sommerzeit. Die Uhren werden in der Nacht zum morgigen Sonntag eine Stunde vorgestellt. Erste Überlegungen in Sachen Sommerzeit kamen um 1900 auf, mit der Idee, durch längeres Licht am Abend Energie zu sparen. Während der Weltkriege wurde die Sommerzeit immer wieder zeitweise eingeführt, endgültig dann in vielen Ländern während der 70er Jahre nach der Ölkrise. In Deutschland wurde sie 1980 wieder eingeführt.
Laut Forsa-Umfrage wünschen sich mittlerweile 73 Prozent aller Deutschen die Abschaffung der Umstellung. Babys, ältere Menschen, Tiere — sie alle tun sich schwer mit der Stunde, die mal dazukommt, mal wegfällt. Wissenswertes rund um die so genannte Uhrumstellung:
Wie läuft sie technisch ab?
Dafür ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Sie betreibt mehrere Atomuhren und ist mit der Verbreitung der gesetzlichen Zeit beauftragt. Die Physiker sorgen dafür, dass über einen Zeitsender namens DCF77 in Mainflingen in der Nähe von Frankfurt am Main und Hanau ein Signal gesendet wird, das Millionen Uhren in Europa vom Wecker bis zur Bahnhofsuhr um eine Stunde vorspringen lässt.
Empfänger des Senders mit einer Reichweite von 2000 Kilometern nutzen das Signal und passen ihre Zeitanzeige automatisch an. Dazu gehören solche der Bahn, auf Flughäfen und bei den Energieversorgern. „Der Zeitaufwand für die Umstellung ist für uns minimal“, sagt Andreas Bauch, Leiter der Arbeitsgruppe Zeitübertragung, bei der PTB. Die Einstellungen der Signalgeber für gesetzliche Zeit würden vor dem Termin, also diesen Sonntag, lediglich „einmal gründlicher“ kontrolliert.
Warum gibt es die Sommerzeit?
Das Tageslicht soll so besser genutzt werden. In Deutschland gab es die Sommerzeit schon mehrfach. Zuletzt wurde sie 1980 wieder eingeführt. Unter dem Eindruck der Ölkrise von 1973 hatte man damals die Hoffnung, so Energie sparen zu können. Ein weiterer Grund war die Anpassung an die Nachbarländer, die diese Regelung schon hatten. Seit 1996 gibt es eine einheitliche EU-weite Regelung. Seitdem beginnt die Sommerzeit Ende März und hört Ende Oktober auf und gilt somit sogar länger als die Normalzeit (oft Winterzeit genannt) im Jahr. Das Drehen an der Uhr ist nicht zuletzt für Freizeitaktivitäten am Abend von Vorteil, weil es eine Stunde länger hell ist. Gibt es Länder, die keine Sommerzeit haben?
Ja, sogar die Mehrzahl aller Staaten. Und selbst in den etwa 70 Ländern mit einer Sommerzeit gilt sie teils nur in einigen Regionen. Unter den großen Industrieländern stellen Indien, China und auch Japan ihre Uhren nicht um. In den USA haben zwar fast alle Bundesstaaten eine Sommerzeit, Arizona und Hawaii allerdings nicht. Red/dpa