Wahlkreise der Kanzlerkandidaten: Zwischen Ostseeküste und Rheinland
Kanzlerin Merkel (CDU) kandidiert in Nordvorpommern, ihr SPD-Herausforderer Steinbrück im Kreis Mettmann.
Mettmann/Stralsund. So unterschiedlich wie Angela Merkel und Peer Steinbrück sind auch ihre Wahlkreise. Die Kanzlerin tritt zur Bundestagswahl an der Ostseeküste in Vorpommern als Direktkandidatin an. Ihr SPD-Herausforderer will am 22. September seinen Wahlkreis Mettmann I gewinnen.
Merkels Wahlkreis mit der Insel Rügen lebt vom Sommertourismus, ist mancherorts topsaniert, hat aber auch ernste Probleme wie weit verbreitete Niedriglöhne oder die Pleite der P+S-Werften. Dagegen floriert die Wirtschaft in Mettmann I, zwischen den Ballungszentren Köln und Düsseldorf ist die Arbeitslosigkeit vergleichsweise niedrig, die Lebensqualität hoch.
Was ist charakteristisch für die beiden Wahlkreise? Merkel spricht vor Besuchern gern vom „schönsten Wahlkreis Deutschlands“. Wenn im Osten die sprichwörtlich blühenden Landschaften entstanden sind, dann kann sie der Schwabe, Bayer oder Westfale hier in Augenschein nehmen.
In Stralsund schieben sich Besucherströme durch die Innenstadt mit ihren Backstein-Fassaden. Die mittelalterlichen Häuser sind auch dank staatlicher Millionenhilfe hübsch saniert. Rathaus und Ozeaneum locken täglich bis zu 20 000 Sommertouristen von der Ostseeinsel Rügen in die Stadt.
Und Mettmann? „Mein Wahlkreis zwischen Düsseldorf und dem Bergischen Land bietet den perfekten Mix zwischen urbanem Flair und ländlicher Idylle und ist damit einer der abwechslungsreichsten der Bundesrepublik“, sagt Steinbrück.
„Der Wahlkreis des Neandertalers“, meint dagegen Nordrhein-Westfalens CDU-Vorsitzender Armin Laschet, doppeldeutig und mit einem Seitenhieb auf den früheren NRW-Ministerpräsidenten Steinbrück. Tatsächlich liegt hier auch das bekannte Neanderthal-Museum.
Der eher beschauliche Wahlkreis im Rheinland ist wirtschaftlich gut in Schuss. Zwei der sechs Städte — Monheim am Rhein und Langenfeld — sind schuldenfrei, die Arbeitslosigkeit liegt unter dem Landesschnitt, wie Udo Siepmann als Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf schildert.
Gemessen an ihren bundespolitischen Aufgaben ist die Kanzlerin oft in ihrem Wahlkreis unterwegs. Sie holte George W. Bush oder auch das dänische Kronprinzenpaar an die Küste und machte die Region rund 250 Kilometer nördlich von Berlin bekannt. Die Besuche in ihrer „politischen Heimat“ seien ihr wichtig, betonte Merkel jüngst in einem Gespräch.
Steinbrück zählte 280 öffentliche Termine in seinem Wahlkreis in den vergangenen vier Jahren — darunter auch rege genutzte Bürgersprechstunden, wie der gebürtige Hamburger betont. Sein Büro in Hilden liegt rund 540 Kilometer entfernt von Berlin und etwa eine Autostunde entfernt von seinem Wohnort Bonn. Ihm imponiere die „ehrliche Direktheit“ der Bürger in seinem rheinischen Wahlkreis, erzählt Steinbrück.