Wende in Ägypten — Armee unterstützt den Protest
Das Militär verzichtet auf Gewalt. Am Dienstag wollen Millionen Menschen Kairo lahmlegen. Der Ölpreis steigt.
Kairo. In der Regierungskrise in Ägypten hat sich die einflussreiche Armee hinter die Demonstranten gestellt. Die Forderungen des Volkes seien „legitim“, hieß es gestern in einer Erklärung der Armee. Die Soldaten würden daher gegen „das großartige Volk von Ägypten“ keine Gewalt anwenden. „Die Meinungsfreiheit in friedlicher Form ist für alle garantiert“, hieß es.
Für heute hat die Opposition zu einem Generalstreik und zu neuen Massenprotesten aufgerufen, um Staatschef Husni Mubarak in die Knie zu zwingen. Rund um den Globus fielen angesichts der Unruhen zeitweise die Aktienkurse, der Rohölpreis stieg. Erstmals seit Herbst 2008 durchbrach er für ein Barrel (159 Liter) die 100-Dollar-Marke. Nach Einschätzung der EU-Kommission gefährden die Unruhen Europas Ölversorgung aber nicht.
Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei bekräftigte seine Forderung nach einer Regierung der Nationalen Einheit. Vertreter der islamistischen Muslimbruderschaft, zwei Richter, ein Militär und diverse Oppositionspolitiker sollen darin vertreten sein.
Staatschef Mubarak hält an seinem Amt fest und gab seinem neuen Ministerpräsidenten Ahmad Schafik die Order, angekündigte demokratische Reformen umsetzen. Die Opposition zeigte sich jedoch unbeeindruckt.
Die deutsche Botschaft in Kairo organisierte aus Sicherheitsgründen einen Konvoi von etwa 140 Deutschen zum Flughafen. Ausreisen konnten vor allem Angehörige von Diplomaten und anderen Deutschen, die in der ägyptischen Hauptstadt arbeiten.
Kanzlerin Angela Merkel und ihr israelischer Amtskollege Benjamin Netanjahu vereinbarten in Jerusalem eine engere Zusammenarbeit. Netanjahu sagte, es bestehe die Gefahr, dass radikale Islamisten in Ägypten die Macht übernehmen könnten.