„Wir helfen jetzt“: Die Situation in Afrika wird immer schwieriger Nach dem Zyklon – Mosambik im Zeichen des Klimawandels
MOSAMBIK. · Im März 2019 traf der Zyklon „Idai“ auf die mosambikanische Hafenstadt Beira und setzte weite Landesteile unter Wasser. 600 Menschen starben, zehntausende Familien verloren ihr Zuhause. Nur sechs Wochen später traf mit „Kenneth“ ein weiterer Zyklon die nördlichen Provinzen.
Seitdem kommt das Land nicht mehr zur Ruhe.
„Die Katastrophe geschah für die Menschen in Beira, der Stadt, die am stärksten von Zyklon Idai betroffen war, in mehreren Phasen“, erzählt der deutsche Unicef-Mitarbeiter Daniel Timme, der als Sprecher für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Mosambik tätig ist: „Zuerst wurden die Häuser durch den Sturm zerstört. Die Menschen suchten Unterschlupf in Notunterkünften, wo sie mit Decken, Nahrung und Medizin versorgt werden mussten. Viele Kinder sind ohne ihre Eltern in den Notunterkünften erschienen. Die meisten von ihnen konnte Unicef in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz wieder mit ihren Eltern zusammenbringen.“
Mit den Überschwemmungen ging die Katastrophe in die zweite Phase über. Die Böden waren saturiert. In Beira kommen drei Flüsse in einer Tiefebene zusammen, was zu meterhohen Überflutungen führte. Kinder wurden von Hubschraubern aufgelesen und gerettet. Die dritte Phase ging auf die schlechten hygienischen Bedingungen in Beira zurück. In Elendsvierteln wie Playa Nova brach die Cholera aus
Die Cholera schaffte
es nicht zur Ausbreitung
„Es ist einer der größten Erfolge von Unicef, dass die Ausbreitung der stark ansteckenden Krankheit verhindert werden konnte.“ Zum einen wurden in kürzester Zeit mehr als eine Million Menschen gegen Cholera geimpft. „Die Schluckimpfung muss zweimal verabreicht werden. Wir haben den Daumennagel der Menschen mit einer haltbaren Farbe markiert, damit wir kontrollieren konnten, wer schon geimpft war. Es wäre nicht machbar gewesen, in dieser Situation mit Impfausweisen zu arbeiten“, erklärt Timme. Zum anderen hat man die Wasserversorgung wiederhergestellt. Das ist entscheidend, weil die Cholera über kontaminiertes Wasser und kontaminierte Nahrung übertragen wird. Außerdem wurde eine groß angelegte Kommunikationskampagne durchgeführt, um Hygienemaßnahmen zu vermitteln.
Viele der betroffenen Familien, die durch den Sturm oder in den Fluten alles verloren haben, wurden von der Regierung in Gebiete umgesiedelt, die sicherer vor Überflutungen sind. Eine dieser Umsiedlungen ist Nedja, in der Provinz Sofala. Die Familien, die hier wohnen, kommen allesamt aus der Region Tica, die nur wenige Kilometer entfernt ist, aber in einer tiefergelegenen Ebene liegt, die vom Zyklon Idai vollständig überschwemmt wurde.
Von dort stammt auch der sechzehnjährige Joao, der mit seiner Familie und seinen Geschwistern nach Nedja umgesiedelt wurde. Dreißig Jahre hatte die Familie in Tica gelebt, aber nach Idai fühlten sie sich nicht mehr sicher in ihrer alten Heimat. Von der Regierung haben die betroffenen Familien damals ein Stück Land für ein Haus und zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt bekommen, damit sie ihr eigenes Gemüse anbauen und sich selbst versorgen können.
Joao wird diese schrecklichen Tage nie vergessen. „Es fing mit dem starken Wind an. Viele Bäume fielen einfach um. Ich war mit meiner Familie zuhause. Als das Wasser kam, habe ich mich mit meinen Eltern und Geschwistern auf einen Baum gerettet. Wir sind einfach losgelaufen und mussten alles zurücklassen. Wir haben drei Tage und Nächte auf diesem Baum ausgeharrt. Wir hatten nichts zu essen und nichts zu trinken. Ich hatte schreckliche Angst. Dann endlich ging das Wasser zurück. Wir konnten runterklettern und sind zur nächsten Straße geflüchtet.“ Joaos Onkel und sein fünfjähriger Sohn hatten sich auf einen anderen Baum gerettet, berichtet der Junge. Er und seine Familie mussten mitansehen, wie der Baum von den starken Fluten einfach weggespült wurde und sein Onkel und sein Cousin ertranken.
Mehr als 1700 mobile Gesundheitshelfer haben dafür nach der Katastrophe Kinder in den entlegensten Gebieten mit Medikamenten und Hygieneartikeln versorgt. Zudem wurden über 650 000 Kinder unter fünf Jahren auf schwere akute Mangelernährung untersucht und Tausende von ihnen durch geeignete medizinische Behandlung und therapeutische Nahrung gerettet.
Für Kinder wie Joao hat Unicef kinderfreundliche Zentren errichtet. Heute, rund 18 Monate später, sind aus den provisorischen Zelten der Umsiedlungen Häuser geworden, aus den Trinkwasserlieferungen, die mit Lastern herangeschafft wurden, sind Brunnen geworden, sodass die Familien heute ein neues Zuhause haben. Unicef hat nach den verheerenden Zykonen Idai und Kenneth zusammen mit seinen Partnern 1,5 Millionen Menschen mit sicherem Wasser versorgt.
Trotz der humanitären Not- und Wiederaufbauhilfe in den letzten eineinhalb Jahren sind die Lebensbedingungen für einen Großteil der Bevölkerung noch immer prekär. Einer der Hauptgründe ist, dass Mosambik eine deutliche Zunahme extremer Wetterereignisse verzeichnet – auch durch den Klimawandel. „Zwei so schwere, dicht aufeinanderfolgende Wirbelstürme gab es noch nie. Und seitdem ist es nicht besser geworden“, sagt Timme. „Letztes Jahr zur Weihnachtszeit hatten wir hier sehr schwere Überschwemmungen, fast auf dem gleichen Niveau wie zuvor durch den Zyklon. Dann gab es Dürrephasen. All diese Erschütterungen haben die Reserven von hunderttausenden Familien erschöpft. Über 80 Prozent sind auf die Erträge der Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle angewiesen.
„Hungrig auf Leben – Wir helfen jetzt!“
Empfänger: UNICEF
Bank für Sozialwirtschaft Köln
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Stichwort: „Wir helfen jetzt“