Worte statt Waffen
Die Gewalt eskaliert. Die Türkei ist auf einem Weg, den niemand außerhalb der Türkei je für möglich gehalten hätte. Die Regierung droht ihrem Volk mit der Armee.
Dabei haben die Szenen um den Taksim-Platz in Istanbul und in den Zentren vieler Städte schon vieles von Bürgerkrieg. Ein Volk steht auf gegen die eigenen Machthaber, Wasserwerfer und Tränengasgranaten sollen den Protest ersticken. Aber die Menge tobt weiter, Tag für Tag.
Außenstehenden fällt die Antwort leicht auf die Frage danach, was in der Türkei geschieht: Ein Volk steht auf gegen die Diktatur einer islamischen Partei. Doch so einfach ist das nicht.
Dass Erdogan Hunderttausende mobilisieren kann, die seinen Namen rufen und ihn feiern, zeigt, wie zerrissen die Türkei im Jahre 2013 ist. Und es zeigt, dass Erdogan eben nur für einen, vielleicht den intellektuelleren Teil der Bevölkerung der Buhmann ist. Doch der Mann ist von knapp 50 Prozent aller Türken gewählt worden. Deshalb wird der Protest auf der Straße letztlich nicht von Erfolg gekrönt sein.
Wer die Türkei von innen und von außen verändern will, muss den langen, schwierigen Weg der Überzeugungsarbeit gehen. Und die wird mit Worten geleistet, nicht mit Waffen.