Zum Angriff in Kundus sickern immer mehr Details durch

Welche Rolle spielte das Kommando Spezialkräfte bei dem Luftschlag?

Berlin. Nur scheibchenweise dringen die Details und Hintergründe des furchtbaren Luftschlages vom 4. September im afghanischen Kundus an die Öffentlichkeit. Nach neuesten Informationen war in die Bombennacht von Kundus auch die Bundeswehr-Eliteeinheit "Kommando Spezialkräfte (KSK)" intensiv eingebunden. Das war der Öffentlichkeit bisher so nicht bekannt.

Der deutsche Oberst Georg Klein hatte Luftunterstützung angefordert und die Bombardierung von zwei auf einer Fluss-Sandbank festgefahrenen Tanklastzügen angeordnet. Dabei waren bis zu 142 Menschen getötet oder schwer verletzt worden. Die KSK-Soldaten sollen nach den jüngsten Berichten nicht nur anwesend gewesen sein, sondern eine maßgebliche Rolle bei dem Luftangriff gespielt haben.

Ein Ministeriumssprecher sagte, die Obleute des Verteidigungsausschusses des Bundestages seien am 6. November über die "Taskforce 47" informiert worden. Allerdings, so stellte sich die Situation am Donnerstag dar, waren wohl nicht alle Obleute im gleichen Umfang informiert.

"Bild" berichtete, dass sich Oberst Klein in der Nacht des Angriffs in der Kommandozentrale dieser geheimen Einheit aufgehalten und von mehreren Offizieren und Unteroffizieren beraten worden sei. "TF47" habe im deutschen Lager in Kundus einen hochmodernen Kommandostand und bestehe zur Hälfte aus KSK-Soldaten.

Der neue Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wird jetzt ganz schnell die Begründung zu seiner im Bundestag vollzogenen Kehrtwende liefern müssen, wonach er das Bombardement im Gegensatz zu seiner ersten Stellungnahme nun als "militärisch nicht angemessen" bezeichnet hatte. "Guttenberg spielt ein gefährliches Spiel mit seiner Glaubwürdigkeit", sagte der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels.

Mit dem Angriff wird sich am kommenden Mittwoch auch der zu einem Untersuchungsausschuss umformierte Verteidigungsausschuss beschäftigen. Die Opposition will aber so lange nicht warten. Bis die Arbeit des Ausschusses in Gang kommt, könne es gut Januar sein, sagte Schäfer.

Der Einsatz der Elite-Truppe in Afghanistan innerhalb der internationalen Schutztruppe Isaf ist bekannt. Nachfragen zu der genauen Tätigkeit der KSK-Soldaten wird mit dem Verweis auf "streng geheim" abgeblockt. Diese Geheimhaltung mag ein Grund dafür sein, warum die Tatsache der KSK-Beteiligung keinen Eingang in den offiziellen Nato-Bericht gefunden hat.